Auf den Eventmanager Manfred Schmidt, der seit
Montag in Hannover wegen Bestechungsverdacht vor Gericht steht,
kommen nun auch noch Fragen zu Ungereimtheiten bei der Versteuerung
seiner Einkünfte zu. Das berichtet das Hamburger Magazin stern in
seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe unter Berufung auf interne
Unterlagen. So ließ Schmidt im Jahr 2008 im Schweizer Kanton Zug ein
Vermögen von 4,2 Millionen Franken sowie ein Einkommen von 210.000
Franken versteuern. Im Jahr 2009 versteuerte er ein Vermögen von 5,6
Millionen Franken sowie ein Einkommen von 136.940 Franken, aber dies
nur als Ertrag aus seinen Immobilien und anderen Vermögenswerten.
Schmidt war in der Schweiz unbeschränkt steuerpflichtig und musste
daher alle weltweiten Einkünfte und Vermögenswerte dort deklarieren.
Im Jahr 2008 hatten Schmidts Mitarbeiter zugleich allein für den
sogenannten Nord-Süd-Dialog einen Profit von mindestens 139.000 Euro
errechnet, andere Schmidt-Events nicht mitgerechnet. Vor dem
Landgericht Hannover erklärte Schmidt jetzt, er habe für die
Nord-Süd-Dialoge „keine Sonderprämien oder Umsatzbeteiligungen“
erhalten, sondern sei in einem „Beschäftigungsverhältnis“ mit den
Veranstalterfirmen gestanden. Der Geschäftsführer der Firma
Feinschliff, die den Nord-Süd-Dialog 2009 offiziell organisierte,
kalkulierte im Februar 2010 gegenüber Schmidt mit „circa 600.000 Euro
für dich als Gehalt (vor Steuer)“. Auch noch im Jahr 2003, bevor er
sich in die Alpenrepublik abmeldete, versteuerte Schmidt beim Kölner
Finanzamt Einkünfte von knapp 600.000 Euro. 2001 waren es ebenfalls
in Köln fast 1,9 Millionen Euro.
Fragen stellten sich nach Recherchen des stern auch betreffend
Schmidts Wohnsitz in der Schweiz. Sein Steuerberater Thomas Wilk gab
zwar noch Ende 2010 gegenüber der Zuger Kantonalsverwaltung an,
Schmidts „gewöhnlicher Aufenthalt“ sei in der Schweiz. Seine
Wohnungen in Spanien, so der Berater, würden „von ihm vermietet bzw.
nur sporadisch aufgesucht“. Tatsächlich blieb in Zug Post für Schmidt
aber öfter lange liegen, bis sie nachgesendet wurde. „Es kommt da-bei
zu Zeitverzögerungen von vier bis sechs Wochen“, schrieb im September
2008 eine Helferin. Schmidt beauftragte schließlich eine Zuger Firma,
die zwei Mal die Woche die Post sammelte, scannte und per Mail an ihn
versandte.
Schmidt selbst wollte sich zu Fragen des stern nicht öffentlich
äußern.
Die Vorabmeldung ist nur mit der Quellenangabe stern frei.
Pressekontakt:
stern-Redakteur Hans-Martin Tillack, 030 – 20224-240
Weitere Informationen unter:
http://