Stuttgarter Zeitung: Die Justiz klagt auch sich an / Kommentar zu NS-Verbrechen/Ermittlungen

Die bundesdeutsche Justiz hat mehr als 65 Jahre
lang viele NS-Verbrecher geschont. Jetzt werden mutmaßliche Täter
angeklagt, die inzwischen knapp 90, in einem Fall 97 Jahre alt sind –
Greise, die auf ihren Tod warten. Die wenigsten von ihnen werden
tatsächlich noch vor Gericht erscheinen müssen. Ob ein Fall je den
Bundesgerichtshof noch erreichen wird, ist offen. Mord verjährt
nicht. So furchtbare Taten wie die Beteiligung am Völkermord der
Nazis dürfen nicht verjähren. Doch die Justiz klagt in jedem dieser
Fälle zugleich sich selbst an: eigene Fehler und Versäumnisse der
vergangenen Jahrzehnte. Gerechtigkeit wird es auch künftig nicht mehr
geben.

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