Stuttgarter Zeitung: Interview mit dem Gesamtmetall-Präsidenten Martin Kannegiesser zu Managereinkommen: „Die Relationen passen nicht mehr“

Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser
äußert massive Bedenken gegen den starken Anstieg der
Vorstandsvergütungen in den großen Unternehmen. „Dies sehe ich in
letzter Zeit problematisch“, sagte er im Interview der „Stuttgarter
Zeitung“ (Samstag). Für einen Mittelständler sei diese Entwicklung
„emotional genauso schwierig wie für einen Arbeitnehmer“. Denn man
müsse auch die Relationen sehen: Die Dax-Unternehmen beschäftigten
nur sechs Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland.

In der Reaktion auf die 17 Millionen Euro, die Volkswagen-Chef
Martin Winterkorn für 2011 erhält, stelle er selbst bei
Arbeitnehmern differenzierte Töne fest. Den Fall Winterkorn müsse man
als „einmaliges Phänomen“ beurteilen. „Volkswagen geht es besser, als
die das selbst erwartet hatten“, sagte Kannegiesser. So sei die
Vergütung „offensichtlich übers Ziel hinausgeschossen“. „Wenn
Volkswagen aber der Meinung ist, dass auch in Zukunft solche
Ergebnisse möglich sind, müssen sie die Maßstäbe verändern, weil die
Relationen nicht mehr passen“, mahnte der Verbandspräsident.

Man könne einen Spitzenmann, „für den es in einem besonderen Jahr
wie bei Sterntaler plötzlich Gold geregnet hat“, nicht als Kronzeugen
für die Lohnspreizung in Deutschland nehmen. Allerdings sei diese
Spreizung größer geworden. „Da muss man fragen, bis zu welchem Punkt
das notwendig ist.“

Schärfere Gesetze zur Einkommensbegrenzung bei Topmanagern lehnt
Kannegiesser ab. „Das wäre das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“,
sagte er. Es gebe Gesetze dafür. „Man kann sagen: die haben hier
nicht gewirkt, warum sollen sie in Zukunft wirken? Doch die
Transparenz in der Öffentlichkeit wird ein Übriges tun, den Gesetzen
Geltung zu verschaffen“, fügte er hinzu.

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