Nunmehr werden die Bedingungen für Leiharbeiter
etappenweise besser. Die Selbstheilungskräfte des Marktes wirken,
könnte man meinen – die Sozialpartner sind stärker als gedacht. Alles
in Ordnung also? Besteht kein Grund mehr zur Regulierung? In der
Metallindustrie dürfen die Arbeitnehmervertreter bereits ein
gehöriges Wort mitreden, wenn es um Leiharbeit geht. Zudem mindern
die um sich greifenden Branchenzuschläge grobe Ungerechtigkeiten,
verteuern das Instrument aber auch und machen es für die Unternehmen
weniger attraktiv. Deswegen und wegen des guten Arbeitsmarktes ist
die Zeitarbeit binnen zwei Jahren deutlich zurückgegangen.
Doch bleiben Wünsche offen. So ist der riesige
Dienstleistungsbereich nicht von Branchenzuschlägen erfasst. Und die
Betroffenen werden letztendlich stets Beschäftigte zweiter Klasse
bleiben, weil ihnen viele Vergünstigungen des Stammpersonals verwehrt
sind. Vor allem wird es ihnen weiter an Sicherheit in der
Lebensgestaltung mangeln – ein Wert, der bei den meisten
Arbeitnehmern obenan steht.
Die Kanzlerin musste vor Tagen in einer Wahlkampfveranstaltung
lernen, dass ein Zeitarbeiter seit zehn Jahren bei einem
Automobilzulieferer tätig ist. Diese Erkenntnis wurde auch Zeit für
Angela Merkel, denn ähnliche Missstände gibt es öfter, zumal in
Kombination mit Werkverträgen. Flexibilität ist gestattet. Solange
jedoch reguläre Jobs dauerhaft durch ungeschützte Beschäftigung
ersetzt werden, ist eben nicht alles in Ordnung mit der Leiharbeit.
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