Der günstige Konjunkturverlauf befördert eine
enge Partnerschaft von Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Betrieb.
Dies zeigt eine branchenübergreifende Umfrage des Forschungsinstituts
(WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung unter rund 2400
Betriebsräten in Deutschland. Die der „Stuttgarter Zeitung“ und den
„Stuttgarter Nachrichten“ (Montagsausgabe) vorliegende Erhebung wurde
repräsentativ in Betrieben mit mindestens 20 Beschäftigten
durchgeführt.
Demnach bewerten fast zwei Drittel aller Betriebsräte das
Verhältnis zum Arbeitgeber als sehr gut (9,6 Prozent) oder gut (51,4
Prozent) – und noch 28,2 Prozent bezeichnen es als befriedigend.
Lediglich etwa jeder zehnte Betriebsrat findet es ausreichend (7,3
Prozent) oder mangelhaft (3,5 Prozent). Etwas skeptischer ist die
Einschätzung, wenn das jeweilige Unternehmen nicht an einen
Branchentarifvertrag gebunden ist.
Etwa die Hälfte der befragten Betriebsräte (49 Prozent) gibt an,
dass sie vom Arbeitgeber nie in ihrer Tätigkeit behindert werden; in
41,3 Prozent der Betriebe geschieht dies „manchmal“. Lediglich in
fast jedem zehnten Betrieb (9,6 Prozent) kommt es zu „häufigen“
Behinderungen – wo es keine Tarifbindung gibt, werden 14,2 Prozent
der Betriebsräte mit Schikanen konfrontiert. „Zunehmend werden jedoch
Fälle berichtet, in denen Unternehmen Betriebsräte und deren
ordnungsgemäße Wahlen gänzlich zu verhindern versuchen“, sagte der
für die Studie verantwortliche WSI-Forscher Helge Baumann. „Die
betriebliche Mitbestimmung wird somit gleich von zwei Seiten
bedroht.“
Drei Trendthemen offenbart die Umfrage: Demnach regeln die
Betriebsparteien zunehmend Probleme mit der Arbeitszeit, mit
Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung sowie vor allem mit
psychischen Gefährdungen. Vereinbarungen dazu werden vor allem in
Unternehmen neu abgeschlossen, in denen hochqualifizierte
Beschäftigte die Arbeitnehmerrechte vertreten. „Viele der
Themenfelder, mit denen sich Betriebsräte im Alltag konfrontiert
sehen, haben mit der Arbeitszeit zu tun“, sagte Baumann. Vor allem
der zunehmende Leistungsdruck spiele dabei eine Rolle. Auslöser seien
Probleme wie eine geringe Personalstärke, Überstunden und
Arbeitsverdichtung. Auf der anderen Seite träten viele Beschäftigte
mit dem Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten an den Betriebsrat heran.
„Dies zeigt, dass die Flexibilisierung von Arbeitszeiten für
Betriebsräte ein zweischneidiges Schwert ist“, sagte der
Arbeitsforscher.
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