Südwest Presse: KOMMENTAR · BAHN

Zug ist bald abgefahren

Die Bahn gelobt Besserung. Als Kunde fühlt man sich bei diesen
Worten an Zugdurchsagen über „Verzögerungen im Betriebsablauf“
erinnert: nichtssagend und immer wiederkehrend. Neu ist allerdings,
dass Bahn-Chef Rüdiger Grube Fehler der Konzernleitung einräumt.
Dabei entsteht aber der Eindruck, dass der Ex-Daimler-Manager sich
das Schuldeingeständnis von Unternehmen wie VW abgeschaut hat. Die
Wolfsburger geben in ihrer Abgas-Affäre immer nur so viel zu, wie
ihnen sowieso nachgewiesen wird. Grube macht seit Jahren keinen guten
Job – das ist auch dem letzten Bahn-Fan mittlerweile klar. Er
wackelt. Die Bahn steht in einer unheilvollen Reihe ehemaliger
Staatsmonopolisten. Post und Telekom haben lange gebraucht, um
verkrustete Strukturen loszuwerden und Kunden ernst zu nehmen. Die
Bahn hat dies noch vor sich. Statt defensiv will Grube nun offensiv
spielen. Das ist schön, denn die Wahrheit liegt laut Otto Rehhagel
auf dem Platz. Und dort sieht es derzeit mies aus, wie die roten
Zahlen zeigen. Für Missmanagement und falsches Sparen büßen nun auch
die Mitarbeiter – 2600 Stellen sind gefährdet. Grube muss schnell
liefern, vor allem bei Zuverlässigkeit und attraktiven Preisen. Die
Milliarden- Investitionen in den Fernverkehr sind nicht zu viel.
Hoffentlich bleiben bei allem die Pendler nicht auf der Strecke.
Grube muss noch radikaler denken und handeln, sonst ist sein Zug bald
abgefahren.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218