Die kräftigen Lohnaufschläge bei VW können ein
deutliches Zeichen für die Tarifverhandlungen 2012 in der
Autoindustrie sein – und möglicherweise sogar für andere Branchen.
Die 4,2 Prozent Gesamtvolumen zeigen, wie die Gewinne derzeit
sprudeln. Die schnelle Einigung, vor allem aber der Verzicht auf die
üblichen Rituale bei Verhandlungen, lassen aber noch einen anderen
Schluss zu: Für Warnstreiks oder gar Streiks bleibt den Wolfsburgern
keine Zeit. VW will bis zum Jahr 2018 Toyota, den größten Autobauer
der Welt, vom Thron stoßen. In China und den USA hat VW ebenfalls
große Pläne – ein Arbeitskampf wäre da nur lästig. Außerdem sollen
die Mitarbeiter nicht nur für die Zeit des Darbens entschädigt,
sondern auch für das derzeitige hohe Arbeitsaufkommen motiviert
werden. VW muss nur aufpassen, von wem sie sich die höheren Kosten
bezahlen lässt. Vor allem in den USA fahren die Wolfsburger eine
Niedrigpreisstrategie. Die deutschen Kunden sollten nicht zur Melkkuh
des Konzerns werden. Der Haustarifabschluss bei VW ist von vielen
Sonderfaktoren geprägt. Dennoch dürfte die Tendenz auch in
anstehenden Verhandlungen anderer Branchen für Rückenwind sorgen. Die
Botschaft lautet: Die boomende Wirtschaft muss sich in höheren Löhnen
niederschlagen. Vielleicht folgt ja sogar eine neue
Verhandlungskultur ohne abgedroschene Drohgebärden. Wenn nicht jetzt,
wann dann?
Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218