TK: Zweiter Europakongress diskutiert Spannungsfeld zwischen Wettbewerb und Staatsmedizin

„Was können Deutschland und England voneinander
lernen, wenn es um das Gesundheitswesen geht?“ Diese Frage stand
heute im Mittelpunkt des zweiten Europakongresses in Hamburg. Rund
300 Experten aus Wissenschaft und Politik aus 20 Ländern trafen sich
an der Alster, um Systeme und Trends diesseits und jenseits der
Nordsee miteinander zu vergleichen und zu diskutieren. Eingeladen
hatten die Techniker Krankenkasse (TK), das Wissenschaftliche
Institut der TK (WINEG) und die Europäische Gesundheitsmanagement
Vereinigung (EHMA).

Während die jüngsten Reformen das deutsche Gesundheitssystem immer
weiter in die Nähe staatlicher Regulierung geführt haben, erlebt
England gerade die gegenteilige Entwicklung: „In den letzten zehn
Jahren haben die Reformen des britischen Gesundheitssystems neue
gewinnorientierte und gemeinnützige private Dienstleister auf den
Plan gerufen. Das hat dazu geführt, dass nun auch staatliche Anbieter
unabhängiger wurden und weniger unter der direkten Kontrolle des
Gesundheitsministeriums stehen“, erläuterte Professor Kieran Walshe
von der Universität in Manchester.

Das Gegenteil beobachtet Professor Dr. Norbert Klusen auf dieser
Seite des Ärmelkanals: „Deutschland ist Weltmeister im Bereich
Gesundheitsreformen. Nicht alles daran war schlecht. Doch behindern
zu viele einzelne Gesetze, zu viel Regulierung und ein zu fein
gesponnenes Netz zentralistischer Kontrolle die Innovationsfähigkeit
und Veränderungsbereitschaft aller Beteiligten. Wir brauchen weniger
Staatsnähe und mehr Freiheit im Wettbewerb“, mahnte der Vorsitzende
des Vorstandes der Techniker Krankenkasse.

Eine derartige Abkehr von zentralistischer Staatsmedizin erfährt
gegenwärtig Großbritannien. „Mit Erfolg“, berichtet Dr. Jennifer
Dixon, Direktorin des –Nuffield Trusts– in London: „Im Vergleich zu
anderen sechs Ländern des Commonwealth ist England in den letzten
Jahren in punkto Pflegequalität und Effizienz des Eigenkapitals auf
Platz eins vorgerückt.“ Auch die Wartezeiten seien dramatisch
gesunken. „Der National Health Service war nie besser aufgestellt als
heute“, so Dixon weiter. Dennoch müssten Effizienz und Produktivität
weiter steigen, um die Herausforderungen der Zukunft wie den
demografischen Wandel meistern zu können.

Auch Dr. Jens Baas, Mitglied des Vorstandes der Techniker
Krankenkasse, forderte mehr Wettbewerb als Motor für Innovationen und
Effizienz an: „Im Interesse von Transparenz und Bestleistung brauchen
Krankenkassen keine Wettbewerbsrhetorik, sondern verlässliche
Wettbewerbsbedingungen“, so Baas. Nur so könne ein Gesundheitssystem
entstehen, in dem der individuelle Patient das Handeln bestimmt und
Qualität zum Wettbewerbsfaktor Nummer eins wird.

Ein weiteres zentrales Thema des Kongresses war eine neue
Richtlinie der Europäischen Union (EU), die Patienten EU-weit eine
sichere und qualitativ hochwertige Behandlung in allen
Mitgliedsländern und die entsprechende Erstattung der Kosten
zusichert. Annika Nowak: „Die Richtlinie bietet nicht nur einen
schlüssigen und einheitlichen Rahmen zur Kostenerstattung bei
grenzüberschreitender Gesundheitsversorgung“, betonte die Direktorin
der Abteilung Gesundheit und Verbraucher der Europäischen Kommission
in Brüssel. Nowak verspricht sich von der Richtlinie auch, dass diese
eine neue Phase der Zusammenarbeit zwischen den 27 nationalen
Gesundheitssystemen einläutet.

Weitere Informationen zum Thema gibt es im Internet unter
www.healthcareconference.eu .

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