Unister-Gesellschafter will Anzeige wegen Untreueverdacht erstatten

Unister-Gesellschafter Daniel Kirchhof fordert
eine umfassende Aufklärung der Geschehnisse rund um das mutmaßliche
Geldgeschäft in Venedig und den Absturz des Kleinflugzeuges mit zwei
Gesellschaftern an Bord. „Ich werde noch am Mittwoch Anzeige gegen
Unbekannt erstatten, unter anderem wegen Untreueverdacht“, sagte
Kirchhof dem MDR-Magazin „Exakt“ in einem Interview. „Von meiner
Seite halte ich es für ganz, ganz dringend, dass da aufgeklärt wird.
Insbesondere wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass so eine große
Menge Bargeld in der Gegend rumfährt, wer da auch an dem ganzen
Vorgang beteiligt gewesen ist, wer davon wusste“, sagte der
Gesellschafter weiter. Zudem erfuhr „Exakt“, dass mittlerweile auch
die Generalstaatsanwaltschaft Dresden Ermittlungen wegen des
ungeklärten Geldtransportes aufgenommen hat.

Kirchhof wollte Insolvenz abwenden

Kirchhof bedauert, dass das Unternehmen in die Insolvenz gegangen
ist. Er habe gleich am Wochenende zahlreiche Gespräche mit möglichen
Investoren und den Gesellschaftern geführt, um einen Insolvenzantrag
zu vermeiden. „Ich hatte das ganz dringende Bedürfnis zu schauen, wie
schlimm ist es im Unternehmen, lasst uns drüber reden, lasst uns nach
Lösungen suchen, Vorschläge unterbreiten, damit wir ganz, ganz
schnell wieder in ein besseres Fahrwasser kommen und eine Rettung
ermöglichen“, sagte Kirchhof „Exakt“. Diese Gespräche seien jedoch
gescheitert.

Biedenkopf war als Vermittler bei Unister im Gespräch

Der Anwalt eines Unister-Gesellschafters teilte „Exakt“ darüber
hinaus mit, dass Sachsens Ex-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU)
bereit gestanden hätte, um auch sehr kurzfristig zwischen den zum
Teil zerstrittenen Gesellschaftern zu vermitteln. Das Büro von Kurt
Biedenkopf bestätigte dem MDR-Magazin dagegen lediglich, dass dem
Ex-Ministerpräsidenten nur eine Anfrage vorliege, für den Fall, dass
eine Moderation hilfreich sein könnte.

Gesellschafter sollten Geschäftsführung übernehmen

Kirchhof selbst wollte, dass die verbliebenen drei
Unister-Gesellschafter Christian Schilling, Sebastian Gantzckow und
Daniel Kirchhof vorrübergehend gemeinsam die Geschäftsführung bei
Unister übernehmen. „Wenn wir das gemacht hätten, wäre das ein
starkes Zeichen nach außen gewesen“, sagte Kirchhof. „Warum das nicht
passiert ist? Die Frage kann ich letztlich nicht beantworten. Wir
sind letztlich nicht zu der finalen Entscheidung gekommen, dass es
gemeinsam möglich ist.“ Nun sei die Gefahr sehr groß, dass sowohl das
Unternehmen als auch der Standort Leipzig in Gefahr sind. Kirchhof
macht sich Sorgen darüber, ob es gelinge, das Unternehmen in seiner
jetzigen Dimension fortzuführen und: „Die Frage ist schon, was bleibt
überhaupt davon in Leipzig? So drastisch kann man formulieren“, sagte
der Gesellschafter abschließend.

Der bisherige Unister-Geschäftsführer Thomas Wagner war am
Donnerstag zusammen mit drei weiteren Deutschen beim Absturz eines
Kleinflugzeugs in Slowenien ums Leben gekommen. Mit an Bord war auch
Unister-Gesellschafter Oliver Schilling. Das Leipziger Unternehmen
Unister betreibt bekannte Reiseportale wie ab-in-den-urlaub.de und
fluege.de und beschäftigt mehr als 1.000 Mitarbeiter.

Mehr dazu im MDR-Magazin „Exakt“ heute ab 20.15 Uhr im MDR
Fernsehen und unter mdr.de/exakt.

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