Vor 150 Jahren: Urknall der technischen Sicherheit in Deutschland

Am 28. Januar 1865 explodierte um kurz
nach 13 Uhr ein Dampfkessel in der Mannheimer Aktienbrauerei. Ein
Toter und vier Verletzte erschütterten die Stadt. Die Ursachen waren
Wassermangel, zu hoher Druck und mangelhafte Wartung. Das Unglück
veranlasste die ortsansässigen Dampfkesselbetreiber, eine
Organisation ins Leben zu rufen, die für mehr Sicherheit an den
technischen Anlagen sorgen sollte: 1866 gründeten sie die
„Gesellschaft zur Ueberwachung und Versicherung von Dampfkesseln mit
dem Sitze in Mannheim“, die Vorläuferorganisation des heutigen TÜV
SÜD. Die Idee einer unabhängigen und neutralen Prüforganisation hat
sich in den darauf folgenden 150 Jahren weltweit durchgesetzt. Heute
ist TÜV SÜD mit rund 22.000 Mitarbeitern auf der ganzen Welt aktiv –
und dabei immer noch seinen Wurzeln treu: Mit hohem Sachverstand
werden Technologien und Produkte geprüft, damit sie zuverlässig,
sicher und nachhaltig sind.

Die Explosion in Mannheim war direkter Auslöser für die Gründung
des Dampfkesselüberwachungsvereins. Aber die Idee keimte schon
vorher. Mit der zunehmenden Industrialisierung Mitte des 19.
Jahrhunderts forderten immer häufiger schwere Dampfkesselexplosionen
viele Todesopfer und verursachten hohe Schäden an Gebäuden und
Anlagen. Technischer Fortschritt und der Wunsch nach Sicherheit und
Schutz – diese beiden Anforderungen miteinander in Einklang zu
bringen wurde zu einem gesellschaftlichen Bedürfnis. Mangels
anderweitiger Regelungen sahen sich die Kesselbetreiber selber in der
Verantwortung: Am 6. Januar 1866 war die Geburtsstunde des
Dampfkesselüberwachungsvereins in Mannheim. Ziel und Zweck des
Vereins war es, Menschen, Sachgüter und Umwelt vor den schädlichen
Auswirkungen der Technik zu schützen. So lautet der Auftrag des
Unternehmens noch heute – rund um den Globus.

Eine Idee setzt sich durch

Schnell wurde die neue Organisation nach 1866 als staatsentlastend
anerkannt. Und schnell zeigten sich auch Erfolge bezüglich der
Sicherheit: Kontrollierte Kessel waren zwanzigmal sicherer als nicht
kontrollierte Kessel. Die stark steigende Zahl installierter
Dampfkessel führte zu immer mehr Vereinsmitgliedern und immer mehr
Sachverständigen, die die Anlagen prüften. Innerhalb von zehn Jahren
wurden rund zwanzig Dampfkesselüberwachungsvereine in ganz
Deutschland gegründet. Bald befasste sich der Verein in Baden neben
den Dampferzeugern auch mit Druckbehältern und spezialisierte sich
auf Fragen der Werkstoff- und Schweißtechnik. Sogar ein erstes
Umweltschutz-Gutachten zum Thema „Rauchgasbelästigung“ erstellten die
Ingenieure bereits 1870.

Prüfspektrum wird ausgeweitet

Nach der Jahrhundertwende erschloss sich der Verein das weite Feld
der Elektrotechnik und der Fördertechnik. Dazu kamen schnell erste
sicherheitstechnische Prüfungen von Fernleitungen, Lagertanks,
Versammlungsstätten und Seilbahnen hinzu. Weiterer Meilenstein in der
TÜV-Geschichte: Am 15. Oktober 1910 gründete der Stuttgarter
Dampfkessel-Revisionsverein eine Spezialabteilung zur Prüfung von
Fahrzeugen und deren Führern. Das war die Geburtsstunde der
regelmäßigen Fahrzeugprüfung in Süddeutschland. Dem erweiterten
Prüfspektrum wurde später mit der offiziellen Umbenennung in
Technischer Überwachungs-Verein (TÜV) Rechnung getragen.

Neue Themen, neue Länder

Den Wirtschaftsaufschwung nach dem zweiten Weltkrieg gestalteten
die Technischen Überwachungsvereine aktiv mit, zum Beispiel der
damalige TÜV Bayern: Konsequent wandte er sich der Prüfung kompletter
Raffinerien zu und stieg in die Kunststofftechnik ein. Um die
Sicherheit jedes Einzelnen zu erhöhen, begannen die Ingenieure zudem
mit Baumusterprüfungen von Geräten für Heim, Freizeit und Büro. Seit
den 1970er und 1980er Jahren erweiterte sich die Palette der
Prüfleistungen um Computer- und Mikroprozessor-Technik, den
Datenschutz und den Schutz des Menschen am Arbeitsplatz. Zudem
forschten und berieten die Ingenieure auch auf den Gebieten der
Energieeinsparung sowie der Nutzung alternativer Energien und des
Umweltschutzes. Neue Felder wie E-Business, Lebensmittelsicherheit,
Medizintechnik und Fahrzeugentwicklung runden seitdem das Spektrum
ab. Zunehmend begleiteten die TÜV-Ingenieure ihre Kunden auch nach
Übersee, insbesondere anfangs nach Nordamerika und Asien. Durch die
zunehmende Liberalisierung der Märkte und damit einhergehende
Fusionen verschiedener TÜV-Organisationen entstand der heutige TÜV
SÜD. Aktuell ist das Unternehmen an 800 Standorten weltweit
vertreten. Über 50 Prozent der Mitarbeiter arbeiten außerhalb
Deutschlands.

Wegbereiter neuer Technologien

Heutzutage prüfen, testen und zertifizieren die TÜV SÜD-Experten
nicht nur Produkte, sondern beraten auch Menschen und Organisationen.
Dies bedeutet, stetig auf neue Entwicklungen, neue Trends, aber auch
auf neue Gefahren, neue Sicherheitsbedürfnisse und neue
wirtschaftliche Herausforderungen zu reagieren. TÜV SÜD entwickelt
neue Produkte und Dienstleistungen mit dem Ziel, „Mehr Sicherheit.
Mehr Wert“ für seine Kunden zu schaffen. Während früher in erster
Linie Dampfkessel und technische Anlagen überprüft wurden, stehen
heute immer häufiger Themen wie Prozesssicherheit, Lebensmittel,
Datenschutz und Datensicherheit sowie komplexe IT-Infrastrukturen im
Mittelpunkt.

Das verlangt nach hochqualifizierten Mitarbeitern: Über 80 Prozent
der TÜV SÜD-Mitarbeiter sind Akademiker. Neben vielen Ingenieuren zum
Beispiel auch Chemiker, Physiker, Informatiker, Ökotrophologen oder
Psychologen – und der Bedarf wächst: Seit 2005 hat TÜV SÜD nahezu
jedes Jahr über 1.000 neue Mitarbeiter im Unternehmen begrüßt.

Pressekontakt:
Heidi Atzler
TÜV SÜD AG
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