Wenn Piloten abgehobene Gehaltsforderungen stellen
oder Lokführer wieder einmal die Bahn ausbremsen, sind es wohl nur
besonders geduldbegabte Kunden, die gelassen bleiben. Wenn der Streik
nicht nur eine Meldung in der Tagesschau ist, sondern den eigenen
Alltag belastet, dominiert wohl meist eine allzu menschliche Emotion:
Verärgerung. Wie kann es sein, dass kleine Berufsgruppen ganze
Unternehmen lahmlegen?
Ein Großbetrieb, ein Tarifvertrag – es ist leicht zu beklagen,
dass dieses Prinzip nicht mehr der Realität entspricht. Viel
schwieriger ist es aber, ein gutes Gesetz zu formulieren, das die
Situation der Menschen verbessert, ohne das Grundgesetz zu verbiegen.
Denn die Verfassung sieht aus gutem Grund vor, dass sich Beschäftigte
in einer Gewerkschaft ihrer Wahl organisieren dürfen. Womöglich ist
also auch künftig kaum zu verhindern, dass einzelne Berufsgruppen
ihre Schlüsselstellung missbrauchen. Nicht alles, was
gesellschaftlich wünschenswert ist, lässt sich auch gesetzlich
regeln. Wie wäre es, wenn sich Piloten oder Lokführer zuweilen an
einen altbekannten Wert der Gewerkschaftsbewegung erinnerten? Die
Solidarität.
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