Der Duisburger Beteiligungskonzern Haniel steht vor
einem tiefgreifenden Umbruch. Nach Jahren des Schuldenabbaus und der
Konsolidierung wolle das Familienunternehmen wieder verstärkt Firmen
kaufen und erstmals allein eine halbe Milliarde Euro über Fonds in
junge Unternehmen investieren, kündigte der neue Haniel-Chef Thomas
Schmidt im Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ,
Dienstagausgabe) an. „Wir wollen nach 263 Jahren ein ganz neues
Kapitel in der Haniel-Geschichte schreiben“, sagte Schmidt. Zur neuen
Strategie gehöre, dass Haniel wieder „proaktiv“ auf die Suche nach
Unternehmen gehe. Im Visier habe Haniel dabei Übernahmekandidaten aus
den Bereichen Gesundheit & Wohlbefinden, Kreislaufwirtschaft,
Klimawandel sowie Robotik & Automatisierung.
Um die neue Strategie umzusetzen, will Schmidt die
Beteiligungsholding völlig umbauen und „straffen“. Der Haniel-Chef
kündigte an, dass im Rahmen der Neuausrichtung ein Drittel der
bislang 180 Arbeitsplätze in der Zentrale in Duisburg-Ruhrort
wegfallen solle. Auch die konzerninterne Digital-Schmiede Schacht One
auf der Essener Zeche Zollverein soll schrumpfen. „Wir sind gerade
mit dem Betriebsrat in Verhandlungen, um einen möglichst
sozialverträglichen Weg zu gehen“, sagte Schmidt.
Zur geplanten Neuorganisation gehört laut Schmidt zudem ein
Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats. Im Frühjahr 2020 will Franz
M. Haniel den Vorsitz an die Beteiligungsexpertin Doreen Nowotne
abgeben, die schon jetzt im Aufsichtsrat sitzt. Damit wird die über
700-köpfige Familie Haniel erstmals nicht mehr den Chef des
Aufsichtsrats stellen.
Schmidt erwartet, dass der tschechische Milliardär Daniel
Kretinsky seine Call-Option zieht und den 15,2-Prozent-Anteil der
Haniel-Gruppe am Handelskonzern Metro übernimmt. „Daniel Kretinsky
hat weiterhin seine Call-Option, dieses Aktienpaket zu übernehmen.
Wir gehen fest davon aus, dass es auch zum Tragen kommen wird“, sagte
Schmidt der WAZ. Damit besäße der Geschäftsmann mehr als 30 Prozent
an der Metro und müsste ein neues Übernahmeangebot machen. Mit seiner
ersten Offerte war Kretinsky im Sommer am Widerstand der
Großaktionäre Beisheim-Holding und Meridian-Stiftung gescheitert.
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