Die IG Metall droht überraschend wieder mit einer
Ablehnung der geplanten Stahlfusion von Thyssenkrupp mit dem
indischen Hersteller Tata. Das berichtet die Westdeutsche Allgemeine
Zeitung (WAZ, Donnerstagausgabe). Der Auslöser ist die vorgesehene
Führungs- und Finanzstruktur für das holländische Tata-Stahlwerk in
Ijmuiden, das Teil des neuen Stahlkonzerns werden soll.
Vereinbarungen des Tata-Managements mit den dortigen Gewerkschaften
sehen vor, dass Tata Steel in den Niederlanden weiterhin die
Verfügungsgewalt über die erzielten Gewinne behalten soll. Das ruft
die IG Metall auf den Plan.
„Dieser Sachverhalt ist uns bislang völlig neu. Das ist zu keinem
Zeitpunkt von Thyssenkrupp erwähnt worden“, sagte der frühere
Gewerkschaftschef Detlef Wetzel, der die IG Metall im Aufsichtsrat
der Thyssenkrupp-Stahlsparte vertritt und Vize-Vorsitzender des
Kontrollgremiums ist. Wetzel äußerte sich gegenüber der WAZ besorgt:
„Sollte sich das als Tatsache erweisen, wäre das für uns völlig
inakzeptabel. Es kann doch nicht sein, dass sich die niederländische
Gesellschaft völlig von den Risiken des Joint Ventures freistellen
lässt. Unter solchen Voraussetzungen könnten wir dem auf keinen Fall
zustimmen.“ Bei der IG Metall gibt es die Befürchtung, dass künftig
die deutschen Standorte für mögliche Verluste im Ausland – etwa im
britischen Tata-Stahlwerk Port Talbot – aufkommen müssen.
Thyssenkrupp will mit Tata den zweitgrößten Stahlkonzern in Europa
mit 48000 Mitarbeitern und Werken in Deutschland, Großbritannien und
den Niederlanden formen. Das Joint Venture soll Thyssenkrupp Tata
Steel heißen und über eine Holding mit Sitz in den Niederlanden
geführt werden. In Konzernkreisen wird bestätigt, dass die Finanz-
und Führungsstruktur in den Niederlanden der Knackpunkt in den
Verhandlungen von Thyssenkrupp und Tata ist. Bislang gibt es
lediglich eine Grundsatzvereinbarung der Konzerne, die offiziellen
Unterschriften zur Fusion hatte Thyssenkrupp im vergangenen September
für Anfang 2018 angekündigt. Eigentlich schien es Klarheit der
Thyssenkrupp-Führung mit der IG Metall zu geben. Vor Wochen hatte
sich das Management mit der Gewerkschaft auf einen Tarifvertrag
geeinigt, der einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis
Ende September 2026 vorsieht.
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