WAZ: Klassenkampf auf höchstem Niveau – Kommentar von Rolf Obertreis

Bis zu 75 Millionen Euro Verlust, 425.000 meist
verärgerte Passagiere – die Bilanz des dreitägigen, in der Geschichte
der Lufthansa größten Streiks kann sich „sehen“ lassen.

5400 Piloten haben gezeigt, dass ohne sie nichts geht. Und dass
sie dafür sehr gut entlohnt werden wollen – während die anderen gut
110.000 Lufthanseaten wegen des knallharten Wettbewerbs Einschnitte
hinnehmen müssen. Und Menschen in anderen Berufen mit höchster
Verantwortung bei deutlich weniger Lohn den Kopf schütteln.

Ob sich die Piloten, bei Gehältern bis zu 260.000 Euro und
komfortabler Übergangsversorgung, mit ihrem von klassenkämpferischen
Parolen begleiteten Streik einen Gefallen getan haben? Zweifel sind
angebracht. Selbst unter Berücksichtigung der hohen Verantwortung der
Flugzeugführer hält sich das Verständnis in Grenzen. Wissen sie
nicht, wie hoch der Druck der Konkurrenz ist, von staatlich
gestützten arabischen Fluggesellschaften und von Billigfliegern?
Erkennen sie nicht, dass die Zeiten des „Immer-Mehr“ vorbei sind?
Offenbar leiden die Lufthansa-Piloten unter Realitätsverlust.

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