Mitarbeitern immer und immer wieder befristete
Arbeitsverträge zu geben, hat sich zu einer Unart entwickelt. Der
wachsende Mangel an Fachkräften hat diesen Trend zwar gestoppt, zwei
Jahre in Folge sank die Zahl der Befristungen, das
Normalarbeitsverhältnis erlebt sein Comeback. Allerdings gilt das
nicht für alle Branchen. Der Dienstleistungssektor, hier die
Paketbranche, findet offenbar noch leicht genug Arbeitskräfte für
seine nicht eben üppig entlohnten Tätigkeiten. Mithin mögen
Befristungen in Massen unfein sein, wirklich verwundern können sie
nicht. Die Unternehmen nutzen schließlich eine Möglichkeit, die ihnen
der Gesetzgeber ausdrücklich zugesteht und die er sogar deutlich
ausgeweitet hat. Deshalb lässt sich schon fragen, gegen wen Verdi
eigentlich protestiert – gegen die Post oder die Regierung?
Kurzfristig anberaumte Arbeitsniederlegungen wie diese sollten einen
direkten Bezug zu aktuellen Konflikten mit dem Konzern haben. Die
Befristungspraxis der Post ist aber alles andere als neu. Sie
einzudämmen, wäre ein schönes Thema für die nächsten
Tarifverhandlungen. Ein einzelner Warnschuss im heiklen
Adventsgeschäft hilft keinem der Betroffenen.
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