WAZ: Stahlverband sieht Tausende Arbeitsplätze in Gefahr – Ruf nach Anti-Dumping-Zöllen

Durch Klimaschutzpläne der Europäischen Union sieht
der Präsident des Weltstahlverbands, Wolfgang Eder, langfristig jeden
zweiten Job in der Branche in Gefahr. „Die geplante Verschärfung des
CO2-Zertifikatehandels würde zu einem massiven Verlust von
Arbeitsplätzen in Europa führen. Dann blieben auf Dauer wohl keine 50
Prozent der heutigen rund 360.000 Arbeitsplätze in der Stahlindustrie
übrig“, sagte Eder der in Essen erscheinenden Westdeutschen
Allgemeinen Zeitung (WAZ, Dienstagausgabe).

„Damit droht dann auch die enge Zusammenarbeit mit Branchen wie
der Autoindustrie und dem Maschinenbau Schaden zu nehmen.“ Die
Gewinne der europäischen Stahlhersteller seien schon jetzt „alles
andere als opulent“, betonte Eder, der auch Chef des österreichischen
Stahlkonzerns Voestalpine ist. „Wenn der Druck noch größer wird,
drohen rote Zahlen auf breiter Front.“

Angesichts zunehmender Stahlimporte aus China sprach sich Eder für
Anti-Dumping-Zölle zum Schutz der europäischen Hersteller aus. „Wir
müssen die EU-Kommission davon überzeugen, dass härtere Maßnahmen
gegen Stahlimporte mit Dumpingpreisen notwendig sind. Mit
Drohgebärden ist es im aktuellen globalen Umfeld nicht mehr getan.
Nun muss man Taten folgen lassen“, sagte Eder der WAZ. „Wir brauchen
auch in Europa kurzfristig Anti-Dumping-Zölle, um eine Chance zu
haben, langfristig einen fairen Wettbewerb zu etablieren.“

Es sei problematisch, wenn die Europäische Union weltweit der
einzig frei zugängliche Markt für Stahlhersteller sei. „Dann werden
sich alle hier treffen und das Motto lautet: Jeder gegen jeden.“
Länder wie die USA oder Mexiko seien konsequenter, wenn es darum
gehe, notfalls mit Anti-Dumping-Zöllen ihren Industrien einen fairen
Wettbewerb zu ermöglichen. „Die Auswirkungen der zunehmenden
Stahlimporte lassen sich an den stark gefallenen Preisen an den
europäischen Spotmärkten ablesen. Teilweise liegen die Preise unter
den Produktionskosten.“

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