WAZ: Streit um Stahlfusion – IG Metall fordert klare Position von Hannelore Kraft

Essen. Kurz vor der NRW-Landtagswahl zeigt sich die
IG Metall enttäuscht über mangelnden Rückhalt von Ministerpräsidentin
Hannelore Kraft (SPD) angesichts drohender Werksschließungen im Zuge
einer Stahlfusion von Thyssen-Krupp mit dem indischen Konzern Tata.
„Ich bin sehr irritiert, dass Ministerpräsidentin Kraft nicht klar
Position bezieht“, sagte der frühere Gewerkschaftschef Detlef Wetzel,
der die IG Metall im Aufsichtsrat der Stahlsparte von Thyssen-Krupp
vertritt. „Wir erwarten, dass uns die Ministerpräsidentin sagt, wie
sie über eine mögliche Stahlfusion denkt.“ Kraft sitze schließlich
auch im Kuratorium der Krupp-Stiftung, die der größte Anteilseigner
des Konzerns ist.

Wetzel mahnte, es gehe um die Zukunft eines Unternehmens mit über
20.000 Arbeitsplätzen in NRW. „Ein Gemeinschaftsunternehmen von
Thyssen-Krupp und Tata hätte seinen Sitz mit großer
Wahrscheinlichkeit nicht in NRW, sondern in der Steueroase Holland.
Das kann nicht im Interesse der Landesregierung sein“, sagte er. „Wir
würden uns wünschen, dass die Ministerpräsidentin die Position der
Arbeitnehmer vertritt. Alles andere muss sie politisch vertreten.
Unser Standpunkt ist klar: Wir wollen keine Fusion und keine
Standortschließungen.“ Wetzel fügte hinzu: „Wir befürchten, dass
durch eine Fusion mit Tata vor allem Arbeitsplätze und Standorte in
Deutschland und insbesondere in NRW in Gefahr geraten“. Die
Konzernführung um Vorstandschef Heinrich Hiesinger hatte zudem ein
500 Millionen Euro schweres Sparpaket angekündigt. Wetzel: „Wir
befürchten, dass dem angekündigten Sparprogramm rund 4000
Arbeitsplätze zum Opfer fallen könnten.“

Zu einer Kundgebung am morgigen Mittwoch (3.5.) in Duisburg
erwartet die IG Metall mehrere Tausend Stahlarbeiter. Anders als bei
einer Demonstration vor einem Jahr steht die Ministerpräsidentin
diesmal nicht auf der Rednerliste. Die NRW-Landesregierung sei durch
Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) vertreten, teilte die
Staatskanzlei auf Anfrage mit. Ministerpräsidentin Kraft erklärte:
„Wir tauschen uns immer wieder eng mit Betriebsrat,
Unternehmensleitung und Gewerkschaft über die aktuelle Situation aus
und wir setzen uns dabei für eine gute Zukunft des Stahlstandorts
Duisburg und der Arbeitsplätze ein.“

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