Stunden warten vor den Schlagbäumen? Das war einmal.
Pass vorzeigen? Eine Sache von vorgestern. Die Beklommenheit, wenn
sich die Grenzeruniform auf der Fahrerseite aufbaute? Vergessen im
Europa ohne Grenzen. Unsere Kinder kennen all das gar nicht mehr. Ein
Fortschritt.
Ja, wir haben mit dem Wegfall der Grenzkontrollen, der im Vertrag
von Schengen geregelt wurde, Freiheit gewonnen. Mehr noch: Für viele
Ostdeutsche symbolisiert der unbehinderte Reiseverkehr ins
Nachbarland das, wonach sie sich im Revolutionsjahr 1989 so sehr
sehnten. Es gibt aber einen Preis, den wir für die Freiheit vom
Kontrollzwang zahlen. Er kann sich in überfüllten Auffanglagern für
Asylbewerber zeigen, auch in mehr Alltagskriminalität. Im
schlechtesten Fall bedeutet er offene Schleusen für das organisierte
Verbrechen. Wenn die grüne Grenze überall ist, wird sie auch von
denen genutzt, die sie missbrauchen.
Dieser Missbrauch nimmt umso stärker zu, je mehr Staaten sich dem
Schengen-Raum anschließen. Denn es sind Länder dabei, die
sicherheitspolitisch einen nur eingeschränkten Leumund haben. Wenn
Missbrauch und Verbrechen nicht mehr auf dem Radarschirm sind,
verunsichert das die Menschen und diskreditiert die europäische Idee.
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