WAZ: Verdis Kampf um Vormachtstellung. Kommentar von Frank Meßing

Verdi rasselt mit den Ketten. Ob in der Luft, bei
den Kirchen oder jetzt auf dem Wasser: Der 2,1 Millionen Mitglieder
starke Gewerkschaftsriese droht an vielen Fronten mit Streiks. Die
verstärkte Kampfbereitschaft in den letzten Monaten lässt sich nicht
nur damit erklären, dass Verdi das Beste für die eigene Klientel
herausholen will. Verdi kämpft auch um die eigene Vormachtstellung.
Eine Spartengewerkschaft wie die Interessenvertretung der
Flugbegleiter Ufo brach im September den bislang größten Streiktag
bei der Lufthansa vom Zaun. Fluglotsen, Piloten und Stewardessen
kehren dem Platzhirschen den Rücken. Zudem leiden die
Mitgliederzahlen von Verdi darunter, dass ehemalige Monopolisten des
öffentlichen Diensts wie Post, Lufthansa und Telekom massiv Stellen
abgebaut haben. Um weiteren Schwund zu vermeiden, lässt
Gewerkschaftschef Frank Bsirske die Muskeln spielen. So will er den
größten deutschen Amazon-Standort Bad Hersfeld ebenso bestreiken wie
Flüsse und Kanäle. Die Aktionen dürften mit wenig Aufwand Verbraucher
und Wirtschaft hart treffen. Beim Warnstreik in den Schleusen stauten
sich die Schiffe auf dem Rhein. Imageträchtige Schlagzeilen sind
Verdi sicher.

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