Im zweiten Jahr in Folge gingen 2015 die
Unternehmensinsolvenzen in Frankreich zurück. Nach Zahlen von Coface
waren es 60.800 Unternehmen, 2,1 Prozent weniger als 2014. Auch für
dieses Jahr erwartet der internationale Kreditversicherer eine
Verbesserung und sieht Frankreich bei den Insolvenzen auf dem Weg
zurück zur Normalität. 2016 könnten die Zahl auf 58.700 Unternehmen
sinken.
Der Rückgang im vergangenen Jahr erstreckte sich auf alle
Unternehmensgrößen. Dazu trugen trotz des weiter schwierigen
wirtschaftlichen Umfelds einige günstige Faktoren bei: der starke
Rückgang der Ölpreise, der geringere Wert des Euros zum Dollar und
die Effekte der Steuergutschriften zur Steigerung der
Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung (CICE). Diese Faktoren hoben
die Gewinne auf das höchste Niveau seit 2011. Die geringen Zinsen
führten 2015 zu einem Anstieg der Kredite an Unternehmen, die nicht
dem Finanzsektor angehören, um fünf Prozent.
Weiteres positives Zeichen: Die Insolvenzrate ist wieder auf dem
Niveau von 2008. Nur noch eins von 77 Unternehmen wurde insolvent.
Die Insolvenzkosten gingen um 15 Prozent zurück, die Anzahl der
betroffenen Arbeitsplätze um 12 Prozent. „Diese Stabilisierung zeigt,
dass sich die Situation insgesamt wieder normalisiert“, heißt es in
einer Untersuchung von Coface.
Einige Problemfelder bleiben allerdings. Auf den Großraum Paris
(Ile-de-France), in dem fast ein Viertel aller französischen
Unternehmen angesiedelt ist, entfallen 21 Prozent der Insolvenzen in
Frankreich. Dort stiegen die Zahl entgegen dem Trend um 5,7 Prozent.
Ursache sind die Schwierigkeiten vor allem der Baubranche und des
Dienstleistungssektors. Im Dienstleistungssektor für Endverbraucher
stiegen die Insolvenzen um 4,2 Prozent. Auf die Branche entfielen 19
Prozent aller Insolvenzen. Geringere Ausgaben für den Konsum trafen
besonders Catering-Anbieter (plus 4,6 Prozent) und Getränkehändler
(plus 11,6 Prozent). Der Textilsektor, auf den vier Prozent der
Insolvenzen entfielen, war mit 4,3 Prozent mehr Insolvenzen am
schlimmsten betroffen. Zur geringeren Verbrauchernachfrage kam
offenbar das milde Wetter am Jahresende, was die Abverkäufe der
Winterware schwieriger machte und die finanzielle Situation der
Unternehmen verschärfte.
Trotz einer Verbesserung um 3,2 Prozent bleibt der Bau die
riskanteste Branche. Die Insolvenzrate 2,1 Prozent bedeutet, dass
eine von 49 Firmen insolvent wurde. Zum Vergleich: In der
Chemiebranche traf es eine von 128. Der Baubranche macht zu schaffen,
dass sich die Grundstücksnachfrage nicht erholt und dass die
öffentliche Hand weniger investiert. So stehen auf der Liste der 100
größten Insolvenzen nach Umsatz der Unternehmen 18 aus der
Baubranche. Coface erwartet, dass 2016 die Insolvenzen noch starker
zurückgehen werden. Die Konjunktur in Frankreich dürfte weiterhin
anziehen, das BIP nach 1,1 Prozent 2015 in diesem Jahr um 1,4 Prozent
steigen. Die Zahlungserfahrungen der Coface aus allen Branchen sowie
die sich verbessernde Gewinnsituation der Unternehmen und der Anstieg
der ausgereichten Kredite lassen erwarten, dass die Zahl der
Insolvenzen um 3,5 Prozent sinkt. Die dann 58.700 Insolvenzen
entsprächen dem Niveau von März 2009. Allerdings hat dieses Szenario
auch Risiken, die in die andere Richtung weisen könnten. Vor allem
die instabilen Finanzmärkte könnten die Zuversicht trüben.
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Coface, Niederlassung in Deutschland
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