Diskriminierend, teuer, ineffizient: Der
Bielefelder Bildungsforscher Dr. Rainer Dollase kritisiert das
Konzept der Inklusion. Der gemeinsame Unterricht von behinderten und
nicht-behinderten Schülern sei wesentlich problematischer, als die
Verfechter eingestehen wollten, sagt der emiritierte Professor (69)
der Universität Bielefeld in einem Interview mit dem Westfalen-Blatt
(Bielefeld). Die Politik müsse begreifen, dass man nicht alles
wegfördern könne. „Es ist eine komplette Illusion zu glauben, dass
man alle Menschen auf den gleichen Stand bringen kann. Wenn man
Bildungschancen eröffnet, dann sind die Kinder, die diese Chancen
nicht ergreifen können, die Bildungsverlierer. Das wird immer so
sein. Der Förder-Mythos ist nicht praktikabel.“ Man übersehe, dass in
jeder heterogenen Schülergruppe soziale Vergleiche stattfänden.
„Schon Grundschüler wissen, wer die Schlauen und wer die Dummen
sind.“ Das sei eine Diskriminierung. Die Inklusion verlege diese
Diskriminierung in jede einzelne Klasse. Nach Ansicht Dollases würde
es ausreichen, behinderte Kinder unter einem Schuldach zu
integrieren. „Niemand gibt vor, dies innerhalb der Klassen versuchen
zu müssen. Aber es scheint politisch so gewollt zu sein.“ Zudem sei
das Konzept der Inklusion nur schwer finanzierbar. „Die Gutachter,
die vor drei Jahren behauptet hätten, Inklusion würde sich rechnen,
schreiben heute, dass Inklusion teurer als geplant wird.“ Die
Gesellschaft müsse Berufe schaffen, die nicht so bildungslastig
seien. „Denn einfache Aufgaben sind genug vorhanden.“ Das
Grundproblem sei die Fixierung des Schulsystems auf akademische
Bildung. „Die Frage, ob jemand schwindelfrei ist und auf Dächern
arbeiten kann, spielt überhaupt keine Rolle.“ Mit akademisiertem
Wissen produziere das Schulsystem am Bedarf der Wirtschaft vorbei.
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