Die zunehmende digitale Transformation hat
enorme Auswirkungen für die berufliche Bildung und die
Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Die Wirtschaft steht vor großen
Herausforderungen. Erhebliche Investitionen werden erforderlich, um
die anerkannt hohe Qualität des Erfolgsmodells „Duale
Berufsausbildung“ zu erhalten und weiter zu entwickeln.
Der Didacta Verband als Interessensverband der deutschen
Bildungswirtschaft für lebenslanges Lernen beschäftigt sich intensiv
mit Themen und Fragestellungen der beruflichen Aus und Weiterbildung.
In einem Positionspapier richtet er Empfehlungen und Forderungen an
die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung auf kommunaler,
Länder- und Bundesebene.
Die Positionen des Didacta Verbandes der Bildungswirtschaft:
Raum für Digitalisierung in Rahmenlehrplänen und
Ausbildungsordnungen schaffen
Berufe werden sich evolutionär ändern, teilweise wegfallen oder
neue entstehen. Die bisherigen Berufsbilder decken zwar weitgehend
die Anforderungen der Digitalisierung ab, werden aber der Vernetzung
von IT, Produktions und Geschäftsprozessen nicht hinreichend gerecht.
Daher müssen neue Kompetenzen in der beruflichen Aus und
Weiterbildung vermittelt werden, um mit den Auswirkungen dieser
Vernetzung Schritt zu halten.
Digitale Kompetenzen in allen Fächern und Berufsbildern fördern
Die Kultusministerkonferenz hat mit ihrer Strategie „Bildung in
der digitalen Welt“ die Vermittlung digitaler Kompetenzen in das
Zentrum gerückt. Digitale Kompetenzen sollen künftig in allen Fächern
gelehrt werden. Wir fordern die schnelle und unmittelbare Umsetzung
des Beschlusses für alle Fächer der allgemein und berufsbildenden
Schulen.
Lernortkooperation stärken
Digitalisierung schafft die Chance, die Lernorte Betrieb,
Berufsschule und überbetriebliches Bildungszentrum enger miteinander
zu vernetzen. Hierzu müssen digitale Netze ausgebaut und insbesondere
die schulische Infrastruktur verbessert werden. Alle Lernorte müssen
Zugriff auf Lehr und Lernsysteme bekommen. Entscheidende Faktoren
sind neben der Infrastruktur Inhalte, die interaktiv, adaptiv,
aktuell, multimedial und multilingual sind.
Entwicklung digitaler Inhalte forcieren
Mit der Digitalisierung entstehen vielfältige Chancen, die
Methodik und Didaktik des Lehrens und Lernens innovativ zu erneuern.
Qualitativ hochwertige Lehr und Lernmedien sind in der Erstellung und
Pflege sehr aufwändig und setzen fundierte Qualitätssicherungs und
Zulassungsprozesse voraus. Die Kultusministerien müssen daher im
Rahmen der Lehrmittelfreiheit digitale Inhalte dem Schulbuch
gleichstellen. Alle Schüler und Auszubildenden müssen alternativ zum
gedruckten Buch digitale Inhalte nutzen können.
Qualifizierung der Lehrer und Ausbilder anpassen
Wesentliche Voraussetzung für die Vermittlung digitaler
Kompetenzen ist die Qualifikation der Lehrkräfte und Ausbilder. Wir
setzen uns dafür ein, dass in den Betrieben Angebote zur
Weiterbildung von Ausbildern flächendeckend geschaffen werden. Wir
fordern, die Ausund Fortbildung von Lehrern umfassend
weiterzuentwickeln. Der Umgang, die Reflexion und der Einsatz
digitaler Medien, eine angepasste Methodik /Didaktik gehören in alle
Phasen der Lehrerausbildung. Der schnelle Wandel der Arbeitswelt
verlangt, dass die kontinuierliche Weiterbildung für Lehrkräfte
künftig verpflichtend werden muss.
Zum pädagogischen Auftrag zurückkehren
Die Bereiche ITManagement, Schulverwaltung oder die Entwicklung
von Inhalten sind keine pädagogischen Aufgaben. Wir fordern die
Kultusministerien auf, die Berufsschulen personell, organisatorisch
und strukturell so auszustatten, dass sich die Lehrer wieder auf ihre
pädagogischen Kernaufgaben konzentrieren können.
Gleiche Bedingungen an allen Berufsschulen sicherstellen
Das Ausstattungsniveau an den Berufsschulen ist sehr
unterschiedlich und abhängig von den finanziellen Möglichkeiten der
Schulträger. Für den von der Bundesregierung angestoßenen
DigitalPakt#D als nationales Ausstattungsprogramm zur Schaffung von
mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit muss dringend die
Finanzierung sichergestellt werden. Da dies nur eine erste Initiative
sein kann, fordern wir hier ein dauerhaftes Engagement des Bundes.
Berufsorientierung und -vorbereitung verbessern
In den allgemeinbildenden Schulen müssen die Grundlagen für die
spätere berufliche Tätigkeit gelegt werden. Die Vernetzung zwischen
Schulen und lokaler Wirtschaft muss weiter intensiviert werden. Eine
Stärkung der MINTFächer ist vor dem Hintergrund von Wirtschaft 4.0
und Digitalisierung dringend geboten. Außerdem ist eine stärkere
Verankerung der Berufsorientierung und Berufswahl in den Schulen,
auch in den Gymnasien, zwingend erforderlich.
Datenschutz vereinfachen
Die aktuellen Datenschutzbestimmungen der einzelnen Bundesländer
sind nicht mehr zeitgemäß und für Schulen nicht praktikabel.
Unklarheit und Unsicherheit sind die Folge. Wir fordern eindeutige
und transparente Bestimmungen, um Lehrkräften und Lernenden
ausreichenden Datenschutz und die einfache Nutzung von digitalen
Angeboten und Diensten zu ermöglichen. Datenschutz muss zentral
geregelt werden, um für den Lehrer und seine Schüler Rechtssicherheit
zu gewährleisten.
Pressekontakt:
Didacta Verband der Bildungswirtschaft
Thorsten Timmerarens
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