In Deutschland macht sich ein schleichender
gesellschaftspolitischer Wandel breit. Bei Weitem noch nicht so
fundamental wie in den 70er-Jahren, aber doch nicht zu überhören,
werden die Werte und Prozesse, auf denen unsere freiheitliche Ordnung
gründet, zunehmend hinterfragt. Dabei zeichnet sich ein bedeutsamer
Unterschied gegenüber Protest und Rebellion von einst ab. Waren es
vor 40 Jahren vor allem Studenten und Intellektuelle, die das
herrschende System herausforderte
Brandenburgs Ministerpräsident hat wieder einmal
zugeschlagen. Rechtzeitig vor der 20. Wiederkehr der staatlichen
Vereinigung muss er noch einmal über die "westdeutsche Haltung des
Jahres 1990" den Stab brechen. Er beklagt die "gnadenlose
Deindustrialisierung Ostdeutschlands". Damit mag er so manchem Wähler
in Brandenburg nach dem Mund reden. Was er allerdings ansonsten
anrichtet, scheint dem Potsdamer inzwischen völlig gleichgültig zu
sein. Er,
Nein, der Spagat konnte nicht gelingen. Ein
Glenn Beck, der sich den Mantel Martin Luther Kings überstreift, das
hatte von Anfang an etwas von einem Gauklerstück. King kämpfte für
die Bürgerrechte der Schwarzen. Beck kämpft für sich selber, um
höhere Einschaltquoten und den Einstieg in eine politische Laufbahn.
Der Prediger verabscheute Parolen, der Fernsehkommentator ist ein
Populist reinsten Wassers. Becks Versuch, Kings "I-have-a-dream-Rede&q
Nach Eva Herman nun also Thilo Sarrazin. Wenn man
es heute in der Hand halten und lesen darf, dieses Buch mit seinen
464 Seiten, dessen Auszüge vorab schon die Republik in Wallung
versetzt haben, wird Folgendes geschehen: Nach einiger Zeit wird sich
beim Leser die große Ermüdung breitmachen angesichts der ausufernden
Schwafelei. Dann wird sich das Buch des Thilo Sarrazin auf das
reduzieren, was es ist: Ein Schinken fürs Regal, der neben die
Ergüsse der Ex-Tagessch
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu
Guttenberg ist mit seinen kühnen Reformplänen an diesem Wochenende
gleich zweimal rau in der Wirklichkeit gelandet: Sein Vorschlag der
"Schnupperzeit" für neue Rekruten, also einer Probezeit, in der beide
Seiten entscheiden dürfen, ob eine Weiterbeschäftigung unter den
Sonderbedingungen von Streitkräften sinnvoll ist, muss eine pure
Selbstverständlichkeit sein für eine künftige deutsche Berufsarmee.
Mal sehen, ob die Schraube, an der Thilo
Sarrazin so munter nach rechts dreht, die weitere Windung aushält, zu
welcher der SPD-Politiker und Bundesbankvorstand jetzt ansetzt. Vom
onkelhaften Tipp an Hartz-IV-Empfänger, Heizkosten mittels warmer
Pullover in den Griff zu bekommen, hat er es weit gebracht – bis zu
der steilen These, "alle Juden teilen ein bestimmtes Gen". Der Punkt
ist nahe, an dem Sarrazin das Ganze überdreht. Einiges von dem, was
der ehemalige Berli
Das war mindestens ein Interview zu viel! Thilo
Sarrazin hätte besser geschwiegen, als Unsägliches über jüdische Gene
in die Welt hinauszuposaunen. Seine im übrigen in der Sache
grundfalsche Behauptung über die besondere genetische Disposition
»der« Juden im Verhältnis zu einer Volksgruppe – in diesem Fall »die«
Basken – hat ihn endgültig isoliert. Heute erscheint sein Buch, in
dem er sich, soweit bekannt, wohlweislich nicht zu
Ohne die im Organspenderausweis dokumentierte
Bereitschaft oder der Zustimmung durch nahe Verwandte dürfen keine
Organe entnommen werden. So kommt es, dass zwar die Mehrheit in
Umfragen ihre Spenderbereitschaft bekundet, aber nur jeder sechste
Bürger einen Spenderausweis unterzeichnet hat. So kommt es, dass
Ärzte sich scheuen, Angehörigen am Totenbett um Erlaubnis zu bitten,
die Organe eines Verstorbenen zu entnehmen. Und so kommt es, dass
Nierenkranke hierzulande im D
Der fünfte Jahrestag von Hurrikan Katrina reißt
alte Wunden auf. Der Naturkatastrophe folgte ein politisches,
soziales und bürokratisches Desaster. Als New Orleans von Gewalt,
Rechtlosigkeit, Chaos und Hilflosigkeit überflutet wurde, zeigte
Amerika sein hässliches Gesicht. Die stolze Wirtschafts- und
Militärmacht wirkte wochenlang wie gelähmt. Nun wäre es unfair, die
bisherige Aufbauarbeit zu verschweigen oder die finanziellen und
menschlichen Anst
Karl-Theodor zu Guttenberg versteht es wie kein
anderer, sich in Szene zu setzen. Die Bilder vom neuerlichen
Truppenbesuch in Afghanistan – diesmal direkt aus dem Kampfgebiet –
sind starke Signale: Dieser Verteidgungsminister kümmert sich um
seine Soldaten, die die Politik in einen gefährlichen Einsatz schickt
und die durch die Debatte um die Bundeswehrreform zusätzlich
verunsichert sind. In zehn Monaten Amtszeit war Guttenberg bereits
zum fünften Mal am Hindukusch. Die