Wenn die EU ihre Flüchtlingspolitik nicht ändert,
könnten bis zu 2500 Kinder bei der Flucht über das Mittelmeer ums
Leben kommen, warnt die Kinderrechtsorganisation Save the Children.
Die Kinderrechtsorganisation ruft die EU-Regierungschefs auf, beim
heutigen außerplanmäßigen Krisengipfel in Brüssel einem neuen Such-
und Rettungsverfahren zuzustimmen, das innerhalb von 48 Stunden an
der italienischen Küste in Kraft tritt.
Kathrin Wieland, Geschäftsführerin von Save the Children
Deutschland, sagt: „Die EU-Regierungschefs entscheiden bei der
heutigen Konferenz über tausende von Menschenleben. Die Such- und
Rettungsmaßnahmen müssen wieder auf den Stand von 2014 gebracht
werden. Mit jedem Tag, an dem keine Rettungsaktionen starten, sterben
immer mehr Menschen auf der gefährlichen Flucht über das Mittelmeer.
Die vorliegenden Vorschläge, die heute in Brüssel diskutiert werden,
reichen bei weitem nicht aus, um zu verhindern, dass das Mittelmeer
in diesem Jahr zu einem Massengrab wird.“
Bei der Bootskatastrophe am Sonntag kamen etwa 820 Menschen ums
Leben. Save the Children-Mitarbeiter berichten, dass 60 Jugendliche
an Bord waren. Vier Jungen unter 18 Jahren überlebten die Reise und
sind nun in einem Erstaufnahmelager in Italien untergebracht.
Gemma Parkin, die sich in Sizilien für Save the Children um
Flüchtlinge kümmert, sagt: „Kinder, die die Boote verlassen, sind von
dem Seeweg und der langen, gefährlichen Reise vollkommen erschöpft
und traumatisiert. Aber sie sagen auch, dass sie dankbar sind, am
Leben und an einem sicheren Ort zu sein – denn sie wissen, dass sie
es mit viel Glück geschafft haben.“
Besonders unbegleitete Kinder und Familien mit Kindern benötigen
jetzt dringend Unterstützung. Save the Children leistet Nothilfe in
Lampedusa, Sizilien, Kalabrien und Apulien.
Forderungen:
1. Save the Children fordert eine gesamteuropäisch finanzierte und
organisierte Seennotrettung, um das Massensterben vor Europas Grenzen
zu beenden. Sie muss mit mindestens 9 Mio. Euro monatlich finanziert
sein und benötigt mindestens 900 Hilfsarbeiter, außerdem eine
vergleichbare Anzahl und Ausstattung an Schiffen wie bei der bis
Oktober 2014 gelaufenen Initiative Mare Nostrum.
2. Save the Children fordert die EU auf, eine auf Dauer angelegte
EU-Migrationspolitik zu verabschieden, die mit den Menschenrechten in
Einklang steht und mehr legale Wege für Flüchtlinge in die EU
ermöglicht. Die derzeitige Abschottung der EU-Grenzen wird Menschen
nicht davon abhalten zu fliehen, um ihr Leben zu retten.
3. Die Weltgemeinschaft muss sich endlich der Probleme und
Konflikte annehmen, die so viele Menschen wie nie zuvor zur Flucht
gezwungen haben.
Information:
Die Zahl 2.500 basiert auf Prognosen der IOM (Internationale
Organisation für Migration), dass 30.000 Menschen in diesem Jahr im
Mittelmeer sterben könnten. 8,3% der Flüchtlinge sind Kinder, daraus
ergeben sich 2.490 Kinder, die 2015 sterben könnten.
Zusatzmaterial (Bilder, Schnittmaterial und Erlebnisberichte):
http://ots.de/rX3iO
http://ots.de/PXBE4
Pressekontakt:
Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle – Claudia Kepp
Tel.: +49 (30) 27 59 59 79 – 28
Mail: claudia.kepp@savethechildren.de