Im neuen „stern“: Diese Autoversicherer knausern im Schadensfall

Die Regulierung von KfZ-Haftpflichtschäden hat
sich nach der Beobachtung von Verkehrsanwälten in den vergangenen
Jahren deutlich verschlechtert. Besonders der Marktführer HUK-Coburg
falle negativ auf. Das hat eine Forsa-Umfrage ergeben, über die der
„stern“ in seiner am Donnerstag erscheinenden neuen Ausgabe
berichtet.

72 Prozent der 1072 befragten Anwälte sagen, dass sich in den
letzten fünf Jahren das Regulierungsverhalten verschlechtert habe,
für 52 Prozent sogar deutlich, lediglich vier Prozent erkennen
Verbesserungen. Vor allem die Bearbeitungszeiten haben sich offenbar
deutlich verlängert. Außerdem wird der Einsatz von
Verzögerungstaktiken kritisiert sowie die immer häufigere, meist
unberechtigt erscheinende Kürzung bzw. Zurückweisung von Leistungen.

Bei offener Abfrage benennen die Anwälte als Problemversicherer
Nummer Eins spontan die HUK-Coburg, gefolgt von der Allianz und der
VHV. Bei der Interpretation ist zu berücksichtigen, dass diese
Unternehmen eine sehr große Zahl von Versicherungsverträgen haben und
es dementsprechend ein höheres Potenzial für Streitfälle gibt. Doch
die Forsa-Studie zeigt in einer Vielzahl von Frage-Komplexen ein
deutliches Gefälle zwischen den Unternehmen.

Bei der Bewertung der 20 umsatzstärksten Versicherungsunternehmen
sagen 68 Prozent der Verkehrsanwälte, dass es bei der HUK Coburg
„häufig“ Probleme bei der Regulierung von Haftpflichtschäden gebe.
Dahinter folgen die VHV (46 Prozent) und die Allianz (44 Prozent).
Die wenigste Kritik gibt es an der Gothaer, bei der lediglich neun
Prozent von häufigen Problemen berichten. In der Kategorie
Bearbeitungszeiten schneidet die Allianz am schlechtesten ab. 50
Prozent der befragten Anwälte sagen, dass es bei ihr häufig zu
unangemessen langen Bearbeitungszeiten komme. Dahinter folgen die
HUK-Coburg (36 Prozent) und die VHV (33 Prozent).

Allianz und VHV wollten sich gegenüber dem „stern“ nicht äußern.
Die HUK-Coburg, Marktführer mit mehr als elf Millionen Verträgen,
wehrt sich gegen die Kritik der Anwälte. „Unsere Kunden beschweren
sich seltener als marktüblich, und wir führen seltener Prozesse mit
Kunden oder Anspruchstellern“, so Holger Brendel von der
Unternehmenskommunikation des Versicherers gegenüber dem „stern“. Der
Gesamtverband der Versicherungen kritisiert, dass sich die
Erfahrungen der Anwälte nur auf unzufriedene Kunden stütze. Dem
widerspricht Jörg Elsner, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft
Verkehrsrecht im Deutschen Anwaltverein, der die Umfrage in Auftrag
gegeben hat: „Der Geschädigte kann nicht darauf vertrauen, dass ihm
freiwillig das gezahlt wird, was ihm zusteht.“ Bei den Versicherern
würde die Schadensregulierung heute nicht nach juristischen, sondern
nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen geführt. „Unsere
regelmäßigen Umfragen zeigen, welche Versicherer hier besonders
auffallen.“

Datenbasis: Das Forsa-Institut hat vom 6. Oktober bis 3. November
2017 insgesamt 1072 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht
im Deutschen Anwaltverein mithilfe eines Online-Fragebogens befragt.

Diese Vorabmeldung ist nur mit der Quellenangabe „stern“ zur
Veröffentlichung frei.

Pressekontakt:
Sabine Grüngreiff, Gruner + Jahr Unternehmenskommunikation,
Telefon 040/3703 2468, E-Mail: gruengreiff.sabine@guj.de

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