Man konnte es angesichts stehender Züge und 
Flugzeuge fast vergessen: Das Recht auf Streik und 
Arbeitnehmerorganisation ist eine der wichtigsten Errungenschaften 
unserer demokratischen Gesellschaft. Die Abkehr vom Prinzip „Ein 
Betrieb, eine Gewerkschaft“ vor vier Jahren aber hat dieses Recht 
geschwächt. Die Zersplitterung in Kleinstgewerkschaften innerhalb 
einzelner Betriebe stärkt die Macht einzelner Gruppen. Dies geht 
zwangsläufig auf Kosten anderer: Ein Kuchen wird nicht größer, bloß 
weil mehr davon essen wollen. Und: Wird der Arbeitskampf wie im 
aktuellen Fall der Lokführerstreiks nicht nur genutzt, um die 
Interessen gegenüber dem Arbeitgeber durchzusetzen, sondern auch, um 
Machtkämpfe zwischen konkurrierenden Gewerkschaften auszutragen, 
sinkt die Akzeptanz in der Bevölkerung: Ein Streik wird nicht mehr 
als notwendiger Preis der Demokratie, sondern als lästige Erpressung 
wahrgenommen. Der nun vorliegende Gesetzesentwurf mag einzelne 
Gewerkschaften benachteiligen. Aber er sichert zu, dass die 
Gewerkschaft, die die Mehrheit der Beschäftigten in einer 
Berufsgruppe in einem Betrieb hinter sich weiß, diese auch vertreten 
kann. Und das ist Demokratie.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion 
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de