Der Wirtschaftsflügel der Union hat seinen
Widerstand gegen die Nachunternehmerhaftung in der Paketbranche
aufgegeben. Zu offensichtlich sind die Missstände, die
Gewerkschaften, aber auch die staatlichen Aufsichtsbehörden ans Licht
gebracht haben. Die großen Logistikunternehmen Hermes, DPD und GLS,
die die Zustellung von Paketen fast vollständig an Sub- oder
Subsubunternehmen ausgelagert haben, können sich nun nicht länger aus
der Affäre ziehen. Künftig tragen sie die Verantwortung für die
Firmen, die sie beauftragen. Nicht nur symbolisch, sondern sehr
konkret: Bei Betrug zahlen sie die Zeche. Das macht die Beauftragung
allergrößter Dumpinganbieter riskanter und daher weniger attraktiv.
Anständige Arbeitsbedingungen sind deshalb in der Paketbranche
aber noch lange nicht erreicht. An Niedriglöhnen, Arbeitshetze und
scheinselbstständiger Beschäftigung ändert sich erst mal nichts.
Deshalb bleibt wohl auch die Hoffnung unerfüllt, dass sich mit der
Nachunternehmerhaftung gleich das gesamte Geschäftsmodell der großen
Logistikunternehmen erledigt hat, die sich Vorteile verschaffen,
indem sie die teure Hauszustellung an andere delegieren. Billiger
sind die oft nicht tarifgebundenen Zustellfirmen allemal.
Die Haftung für Auftraggeber ist ein erster Schritt, um dieser
unübersichtlichen Wachstumsbranche wieder so etwas wie gute Sitten
beizubringen – wenn, ja, wenn sie auch tatsächlich kontrolliert wird.
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