
Vertreter des Tierschutzvereins Aninova e.V. haben Strafanzeige wegen des Vorwurfs der Tierquälerei in einem Geflügelschlachthof in Brandenburg gestellt. Die Anzeige liegt der Redaktion rbb24 Recherche vor.
Die Tierschützer haben verdeckt gedrehte Videoaufnahmen ausgewertet, die zeigen sollen, wie Transportboxen, in denen sich lebende Tiere befinden, auf den Boden geworfen werden, so dass die Tiere unnötigem Stress ausgesetzt werden. Außerdem sollen Mitarbeiter die Gänse und Enten auf den Kopf schlagen, am Hals ziehen oder Federn ausreißen, während die Tiere kopfüber am Transportband hängen.
Die Aufnahmen stammen aus einem Raum des Schlachthofs, in dem die Tiere aus den Transportbehältern entnommen werden und an den Füßen an ein Transportband gehängt werden. Der rbb hat einen Teil der Aufnahmen einsehen können, die zwischen dem 8.November und dem 5.Dezember entstanden sind. Zur Authentizität der Bilder liegt dem Sender eine Eidesstattliche Versicherung vor.
Die Redaktion rbb24 Recherche hat die dem Sender vorliegenden Aufnahmen Anne Zinke, der Landestierschutzbeauftragten Brandenburgs, vorgelegt. Im Interview mit dem rbb sagt Anne Zinke, sie sei „fassungslos“. Gerade wenn Tiere zur Lebensmittelgewinnung gehalten und geschlachtet werden, so Zinke weiter, seien sie zu jedem Zeitpunkt vor vermeidbaren Schmerzen, Leiden und Schäden zu schützen. Zinke fordert die Videoüberwachung von Schlachthöfen, um besser kontrollieren zu können, ob Tierschutzgesetze und Verordnungen eingehalten werden.
Im Sommer hatte sich auch die Bundestierschutzbeauftragte Silvia Breher (CDU) für eine Videoüberwachung von Schlachthöfen ausgesprochen. Auf Nachfrage des rbb teilte sie jetzt mit, sie setze sich mit Hochdruck für eine gesetzliche Verankerung der Videoüberwachung auf Schlachthöfen ein. „Das Bundesministerium für Landwirtschaft erarbeitet derzeit einen entsprechenden Gesetzentwurf“, teilte sie weiter mit.
Die Tierschützer haben neben der Staatsanwaltschaft auch das Veterinäramt des zuständigen Landkreises informiert.
Dem Unternehmen liegen nach eigener Aussage bislang keine Aufnahmen vor. In einer Stellungnahme ließ es einen Anwalt mitteilen, dass man angesichts der Vorwürfe „überrascht“ sei. Der Schlachtbetrieb werde „zuverlässig geführt“, täglich seien Amtsveterinäre des zuständigen Veterinäramts „anwesend“ und die Mitarbeiter würden „über die erforderlichen Sachkundenachweise“ verfügen. Sollte sich bei der Prüfung der Videoaufnahmen herausstellen, dass einzelne Mitarbeiter sich tierschutzwidrig verhalten hätten, werde man „alle gebotenen arbeitsrechtlichen, ggf. auch strafrechtlichen Schritte einleiten“.
Der Betrieb wirbt auf seiner Internetseite explizit mit hohen Tierschutzstandards und Gänsen aus Freilandhaltung.
Nur etwas mehr als 10 Prozent der Gänse kommen aus Deutschland, Rund 90 Prozent stammen aus Osteuropa, vor allem aus Ungarn und Polen. Meist handelt es sich um Schnellmastgänse aus Intensivhaltung. Sie werden innerhalb von 11 Wochen auf Schlachtgewicht gebracht und sind so billiger als deutsche Gänse, auch weil hier höhere Tierschutzstandards gelten.
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