Der Kampf gegen die Arbeitsverdichtung und für eine Entlastung
der Beschäftigten nimmt für die Betriebsräte in Deutschland einen immer höheren 
Stellenwert ein. Vier von fünf Belegschaftsvertreter stellen fest, dass die zu 
bewältigende Arbeitsmenge in den Fabriken und Büros binnen zwei Jahren gestiegen
sei, heißt es in einer neuen Studie im Auftrag der gewerkschaftsnahen 
Hans-Böckler-Stiftung, die der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter 
Nachrichten“ (Montagausgabe) vorliegt. Demnach geben drei Viertel der 
teilnehmenden Arbeitnehmervertreter an, dass die Leistungserwartungen gewachsen 
seien und parallele Arbeitsprozesse (Multitasking) zugenommen hätten. 71 Prozent
meinen, die Aufgaben seien komplexer und vielfältiger geworden. Ferner wird von 
mehr Abstimmungsnotwendigkeiten mit Kunden und Kollegen (66 Prozent) berichtet 
sowie von  einer Zunahme der bezahlten Überstunden (62 Prozent). Noch ein gutes 
Drittel der Betriebsräte stellt gesteigerte Erwartungen an die Erreichbarkeit 
der Beschäftigten fest.
Elke Ahlers, Arbeitsschutzexpertin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen
Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, hat für ihre Analyse die jüngste 
Betriebsrätebefragung ausgewertet, an der 2018 fast 2300 Arbeitnehmervertreter 
teilgenommen hatten. Demzufolge machen die Betriebsräte mehrere Faktoren für die
Arbeitsintensivierung verantwortlich: Als wichtigste Ursache stellen sich (für 
65 Prozent) Personalengpässe heraus, die nicht nur als Folge von Krankheit oder 
hoher Auftragslage, sondern als Normalfall beschrieben werden. Weitere oft 
angeführte Gründe sind für etwa 60 Prozent der Betriebsräte Führungsmängel, 
schlechte Organisation und ungeplante Zusatzaufgaben.
Die Folgen sind aus Sicht von 77 Prozent der Betriebsräte wachsende 
Gesundheitsprobleme von Mitarbeitern, für 68 Prozent eine Verschlechterung des 
Betriebsklimas sowie für 47 Prozent  eine Beeinträchtigung der Arbeitsqualität. 
Fast überall haben die Betriebsräte mit ihren Arbeitgebern schon über 
Entlastungen verhandelt. Drei Viertel der Betriebsräte haben schon bei übermäßig
langen oder unregelmäßigen Arbeitszeiten eingegriffen. Zur besseren Regulierung 
von Arbeitszeit und -menge  haben 45 Prozent  eine Betriebsvereinbarung 
abgeschlossen. 83 Prozent haben mehr Personal angefordert. Doch seien nur in 44 
Prozent der Betriebe dann neue Leute eingestellt worden – oft  temporäre 
Aushilfen oder Leiharbeiter.
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