„Weder eine unnütze Pflegekammer noch das
Aufschieben von sinnvollen Lösungsansätzen werden die Pflegenden in
Mecklenburg-Vorpommern entlasten.“ Davon ist der Landesvorsitzende
des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa)
Michael Händel überzeugt. „Die Landesregierung hat in ihrem „Bericht
zur Situation der Pflegeberufe“ mit zwei Jahre alten Daten weithin
bekannte Probleme beschrieben. Die vorgeschlagenen Wege sind
allerdings höchstens Trostpflaster und keine Lösungen.“
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den ambulanten Diensten
und stationären Pflegeeinrichtungen bräuchten Entlastung in Form
zusätzlicher Kolleginnen und Kollegen sowie eine höhere Anerkennung
durch eine angemessene und individuell gestaltbare Bezahlung. „Zu
einer Verbesserung der Personalschlüssel mussten sich die
Sozialhilfeträger nach monatelangen Verhandlungen vor der
Schiedsstelle zwingen lassen, heute gibt es dann warme Worte für die
Pflegenden“, ärgert sich Händel. Die völlig richtige Empfehlung einer
schulgeldfreien Altenpflegeausbildung greife die Landesregierung
hingegen nicht auf.
Mit rechnerischen Taschenspielertricks soll den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern in der Pflege stattdessen eine Pflegekammer als
Allheilmittel präsentiert werden. „Wie man es dreht und wendet: Von
28.000 Pflegenden in Mecklenburg-Vorpommern haben sich gerade einmal
269 für eine kostenpflichtige Kammer ausgesprochen, selbst auf die
Zahl der Befragten bezogen liegt die Zustimmung zu zwangsläufigen
Kammerbeiträgen bei nur knapp 36 Prozent“, rechnet Händel vor. Die
Pflegenden wüssten, dass eine Kammer zwar wieder viel Bürokratie und
hohe Kosten mit sich bringe, an der Arbeitssituation aber effektiv
nichts ändern könne.
Statt echter Hilfen müssten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
derzeit auch noch dabei zuschauen, wie ihr eigener Beruf abgeschafft
werden soll. „Obwohl mit der auf Bundesebene geplanten Zusammenlegung
der drei Pflegefachberufe zu einer einheitlichen Ausbildung die
hochspezialisierten Altenpflegefachkräfte verschwinden, bleibt unsere
Landesregierung untätig“, kritisiert der bpa-Landesvorsitzende
Händel. „Kein anderes Bundesland hat zukünftig im Verhältnis zur
Einwohnerzahl mehr Pflegebedürftige als Mecklenburg-Vorpommern, dafür
brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte in der Altenpflege.“
Bei der geplanten generalistischen Pflegeausbildung werden die
bisher eigenständigen Berufe der Gesundheits- und Krankenpflege, der
Kinderkrankenpflege und der Altenpflege zusammengelegt, obwohl sie
unterschiedliche Ausbildungsinhalte haben. „Die Altenpflege wäre der
große Verlierer einer solchen generalistischen Ausbildung, weil es
bei uns eben nicht um Krankenhauspflege, sondern um eine individuelle
langfristige Begleitung und Unterstützung von Pflegebedürftigen
geht“, erklärt Händel. Eine Berechnung der Hans-Weinberg-Akademie der
Arbeiterwohlfahrt geht davon aus, dass durch die Reform zehntausende
Fachkräfte insbesondere in der Altenpflege verloren gehen.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa)
bildet mit mehr als 9.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen (davon über
400 in Mecklenburg-Vorpommern) die größte Interessenvertretung
privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland.
Einrichtungen der ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der
Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe in privater
Trägerschaft sind im bpa organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen
die Verantwortung für rund 275.000 Arbeitsplätze und circa 21.000
Ausbildungsplätze (siehe www.youngpropflege.de oder auch
www.facebook.com/Youngpropflege). Das investierte Kapital liegt bei
etwa 21,8 Milliarden Euro.
Pressekontakt:
Für Rückfragen: Sven Wolfgram, Landesbeauftragter des bpa e.V. in
Mecklenburg-Vorpommern, Telefon: 0172/415 49 35