Sperrfrist: 24.07.2015 00:05
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   Rund eine halbe Million Europäerinnen und Europäer haben sich in 
einer von der EU-Kommission initiierten Befragung gegen die 
Aufweichung des Naturschutzes in der EU ausgesprochen. Nie zuvor 
verzeichnete eine EU-Konsultation eine solche Resonanz. Dies ist vor 
allem auf die Mobilisierungsaktion von 120 Umweltorganisationen in 
den 28 Mitgliedstaaten zurückzuführen, bei der bislang 469.236 (Stand
23. Juli, 12:00 Uhr) Menschen für eine Beibehaltung der bisherigen 
Naturschutzrichtlinien stimmten. Die Konsultation endet am Freitag, 
den 24. Juli, um Mitternacht.
   Unter dem Motto „NatureAlert.eu“ hatten auch hierzulande der Bund 
für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Naturschutzbund 
Deutschland (NABU), WWF Deutschland sowie der Dachverband Deutscher 
Naturschutzring (DNR) Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, sich an der 
Konsultation zur Zukunft der EU-Naturschutzrichtlinien zu beteiligen.
Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker habe mit der Befragung den 
Weg für ein Naturschutzrecht ebnen wollen, das sich stärker an den 
Interessen der Wirtschaft orientiert, so der Vorwurf der 
Umweltschützer. Es zeichnet sich jedoch ab, dass eine überwältigende 
Mehrheit der teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger Junckers Plänen zur
Änderung des Naturschutzrechts eine klare Absage erteilt hat. Anfang 
2016 will die EU-Kommission beschließen, ob sie die 
Rechtsvorschriften ändern wird oder von den EU-Ländern eine bessere 
Durchsetzung der Regeln und mehr Finanzmittel einfordert.
   Sollte Junckers Initiative Erfolg haben, befürchten die 
Umweltorganisationen eine massive Schwächung der Vorschriften zum 
Schutz von Arten, Lebensräumen und Schutzgebieten. Konkret geht es um
die EU-Vogelschutzrichtlinie, die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie 
(FFH) und das weltgrößte Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000. Die 
Umweltschützer verweisen auf eine Vielzahl von Studien, wonach die 
Richtlinien bereits zur Rettung bedrohter Tierarten beigetragen 
haben. Seeadler, Kranich, Wildkatze und Biber gehe es dank ihnen 
heute wieder deutlich besser. Millionen Zugvögel wären ohne sie auf 
ihrer Route in den Süden zum Abschuss freigegeben. Auch wären 
deutlich mehr Moore und Feuchtgebiete trockengelegt, die letzten 
unberührten Küstenabschnitte bebaut und viele Fledermausquartiere 
zerstört worden. Dass die Artenvielfalt insgesamt dennoch schwindet, 
liege vor allem an der naturzerstörerischen EU-Agrarpolitik sowie 
unzureichender Finanzierung durch EU-Haushalt und die 
Mitgliedstaaten, Personalmangel und zu laxer Durchsetzung der 
Richtlinien in den Ländern, kritisieren die Umweltverbände.
   Olaf Tschimpke, NABU-Präsident: „Die Naturschutzrichtlinien der EU
haben schon Millionen von Zugvögeln das Leben gerettet und unzählige 
Naturschätze vor der Zerstörung bewahrt. Jean-Claude Juncker sollte 
nicht funktionierende Gesetze aufbohren, sondern die Agrarpolitik 
reformieren, deren Subventionsmilliarden einen maßgeblichen Anteil am
Schwund der Artenvielfalt haben.“
   Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND: „Proteste aus allen 
EU-Ländern haben in den vergangenen Wochen eindrucksvoll gezeigt, 
dass die Menschen von den Politikern in Europa aktive Hilfe beim 
Schutz des gemeinsamen Naturerbes erwarten. Was sie nicht wollen, ist
das Herumzerren an Gesetzestexten, um kurzfristige Profitinteressen 
zu bedienen. Kommissionspräsident Juncker muss nun dafür sorgen, dass
die bewährten Naturschutzrichtlinien der EU besser umgesetzt werden. 
Die ausreichende Finanzierung, auch in den deutschen Bundesländern, 
ist dabei ein unverzichtbarer Baustein, praktische Hilfe bei der 
Lösung von Konflikten ein anderer.“
   Leif Miller, Vizepräsident des DNR: „Die EU-Kommission muss 
endlich begreifen, dass fast 90 Prozent der Menschen in Europa den 
Verlust von Tier- und Pflanzenarten für ein Problem halten. Dies 
haben knapp eine halbe Million Europäerinnen und Europäer in nur zehn
Wochen eindrucksvoll unterstrichen, indem sie sich an der Kampagne 
beteiligt haben. Europäische Deregulierungsbemühungen im Umwelt- und 
Naturschutz werden nur den Europaskeptizismus verstärken.“
   Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz des WWF Deutschland: 
„Schutzgebiete sind eine lohnende Investition. Die 
Natura-2000-Gebiete der EU erfordern jährlich sechs Milliarden Euro, 
erbringen aber im gleichen Zeitraum Umweltleistungen im Wert von bis 
zu 300 Milliarden Euro, zum Beispiel sauberes Wasser, Klimaschutz und
Erholungsräume. Der Naturschutz ist ökonomisch hocheffizient und das 
Geld besser investiert als in Subventionen einer naturschädlichen 
Landwirtschaft und Regionalförderung.“
   Informationen zur Kampagne und den Plänen der EU finden sich unter
www.naturealert.eu.
Kostenfreie Pressefotos unter: www.NABU.de/presse/fotos
Pressekontakt:
NABU: Konstantin Kreiser, konstantin.kreiser@NABU.de Tel: 
0172-4179730
BUND: Magnus Wessel, magnus.wessel@bund.net  Tel: 0160-93721830
DNR: Bjela Vossen, bjela.vossen@dnr.de Tel: 030-6781775-85
WWF: Günter Mitlacher, guenter.mitlacher@wwf.de Tel: 0151-18855000