Wann Aktivismus positiv wirkt – und wann nicht: Mit Erfahrung die Polarisierung in der Pride Saison überwinden

Wann Aktivismus positiv wirkt – und wann nicht: Mit Erfahrung die Polarisierung in der Pride Saison überwinden
Michael Stuber über modernen Aktivismus, der Polarisierung überwindet © Ungleich Besser, Photo: Anja Viering
 

* Beitrag 5 von 10 der Serie „Vielfalt eint Wirtschaft und Wohlstand“ *

Köln, 25. Juni 2025 – Am 28. Juni jährt sich der Beginn der Stonewall-Proteste – globales Symbol für wirkungsvollen Aktivismus. In der New Yorker Christopher Street entstand aus Empörung Bewegung, aus Widerstand Wandel. Doch was als Katalysator für Gleichberechtigung begann, polarisiert heute und wird (? Bundestagsverwaltung) kontrovers diskutiert. Woran liegt das?

„Aktivismus hat Großes bewirkt – aber nicht jedes laute Statement verändert ein System. Wer Fortschritt will, braucht Gespür, muss die richtigen Fragen stellen und zuhören können“, erklärt der frühere Aktivist und heutige Diversity-Ingenieur Michael Stuber und fordert mehr Miteinander.

Konstruktiver Aktivismus: Kraft der Gemeinsamkeit nutzen

Aktivismus brachte Frieden, Mitbestimmung und soziale Gerechtigkeit und verbesserte das Leben der großen Mehrheit. Heute wirkt Aktivismus auf viele konfrontativ, normativ und ausschließend. Diffus werden „die anderen“, „die da oben“, „die Privilegierten“ und somit fast alle kritisiert. Dabei gerät der Wunsch nach einem gemeinsamen Win-Win-Fortschritt aus dem Blick.

Lernen aus Geschichte: Menschen für die Zukunft gewinnen

Wenn Aktivismus der Profilierung dient oder stets den Druck erhöht, ist Polarisierung vorprogrammiert. Dabei zeigen erfolgreiche Veränderungen der Geschichte: Wandel braucht Zugehörigkeit. Wenn Anklage wichtiger wird als Wirkung, wenden sich viele ab – nicht nur „alte weiße Männer“, sondern auch progressive Führungskräfte, engagierte Frauen oder erfolgreiche Minderheiten, die auf konstruktives Miteinander setzen.

„Unsere gemeinsame Zukunft braucht kritisches Denken und ein klares Bewusstsein für die ganze Vielfalt. Wenn Aktivismus andere ausschließt, verspielt er seine Glaubwürdigkeit – und verhindert Wandel statt ihn zu gestalten.“ “ Michael Stuber, Diversity-Ingenieur

Zwischen laut und wirksam: Unternehmen gestalten Fortschritt

Unternehmen spielen eine wichtige Rolle in der gesellschaftlichen Entwicklung, aber für sie gelten andere Spielregeln als in der Politik. Positive Wirkung entsteht in der Wirtschaft nicht durch Forderungen, sondern mit Systemverständnis, nicht durch Feinbilder, sondern mit Verbündeten. Aktivismus kann inspirieren – wenn er anschlussfähig ist. Schuldzuweisungen polarisieren und behindern Zusammenarbeit.

Reflexion statt Revolte

Konstruktiver Aktivismus fragte schon immer: Was bewegt Menschen? Welche Veränderung ist tragfähig? Und was braucht es, um gesellschaftliche Einbindung zu erreichen? Statt Entkopplung fordert Stuber Integration und Individualität als verbindende Kräfte zu nutzen. Verständnis muss

Empörung ersetzen – und aus krassen Forderungen muss der Wunsch nach gemeinsamem Fortschritt werden.

LeseTipp zur Pride/CSD Saison: Der WissensBlog DiversityMine enthält knapp 250 Beiträge zu LGBTQI* Diversity aus über 25 Jahren https://de.diversitymine.eu/

Info – Box

12 Forderungen an modernen, integrativen Aktivismus

* Zielklarheit: Tragfähige, realistische Ziele formulieren – keine populistischen Zerrbilder.
* Verbindend kommunizieren: Gemeinsamkeiten statt Gegensätze betonen.
* Auf Systemwirkung ausrichten: Ursachen statt Symptome adressieren.
* Mehrheitsfähig denken: Vielfalt nicht als Nischenprojekt monopolisieren.
* Kontext beachten: In Unternehmen anders agieren als in Politik oder Gesellschaft.
* Verbündete gewinnen: Potenzielle Unterstützer ernst nehmen, nicht abwerten.
* Geschichte nutzen: Fortschritte würdigen – statt pauschal zu verwerfen.
* Narrative differenzieren: Nicht jedes Problem ist systemischer …ismus.
* Erkenntnisse teilen: Differenzierte Daten und solide Studien statt Meinungen verbreiten.
* Strukturen verstehen: Prozesse und Machtverhältnisse analysieren.
* Raum für Kritik lassen: Offen für andere Perspektiven bleiben.
* Verantwortung teilen: Alle Gruppen als Teil der Lösung einbinden.