Für rund 7.000 Beschäftigte in der Thüringer Pflege
könnten die Gehälter in Zukunft deutlich steigen. Die
Mitgliederversammlung der Landesgruppe Thüringen des Bundesverbandes
privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) hat in Erfurt für die
Einführung von Arbeitsvertragsrichtlinien den Startschuss gegeben.
Dadurch wird ein einheitliches, tarifähnliches Instrument ermöglicht,
von dem die Pflegekräfte in den Pflegediensten und Pflegeheimen des
mitgliederstärksten Pflegeverbandes in Thüringen profitieren.
Voraussetzung ist, so die bpa-Landesvorsitzende Margit Benkenstein,
die Bereitschaft der Kranken- und Pflegekassen sowie der
Sozialhilfeträger, die Steigerungen in den
Pflegevergütungsverhandlungen mitzutragen und Pflegedienste mit
vergleichbaren Leistungen, Qualitätsanforderungen und Kosten auch
gleich zu vergüten. Hier setzt der bpa auch auf die Unterstützung der
Landesregierung, die sich im Pflegepakt für höhere Löhne eingesetzt
hat.
Margit Benkenstein freut sich, dass die Richtlinien auf den Weg
gebracht sind: „Der Wert der Pflege bemisst sich auch danach, was wir
den Beschäftigten bezahlen können. Nach zahlreichen Reformen zur
Besserstellung von Pflegebedürftigen, rückte im Bundestagswahlkampf
auch die Situation der Pflegekräfte in den Fokus. Jetzt machen wir
den ersten Schritt, diese weiter zu verbessern.“
Der bpa Arbeitgeberverband hat die Arbeitsvertragsrichtlinien
(AVR) erstellt, die die Grundlage für ein transparentes und auf Höhe
der einschlägigen Branchentarife angesiedeltes Entlohnungssystem für
Mitglieder des bpa und des bpa Arbeitgeberverbandes darstellen.
„Jetzt sind die Verhandlungspartner am Zug“, so bpa Präsident Bernd
Meurer: „Wir haben geliefert. Ab morgen müssen die Kostenträger und
die Politik erklären, wann sie die höheren Entgelte unter
Berücksichtigung einer angemessenen Vergütung des Unternehmerrisikos
scharf stellen.“ Zugleich machte Meurer deutlich: „Die politische
Unterstützung erwarten wir auch für den absehbar eintretenden Fall,
dass Pflege künftig für die betroffenen pflegebedürftigen Menschen
erheblich teurer wird.“
Im Moment verdienen Fachkräfte in der Thüringer Pflege laut
Bundesagentur für Arbeit im Durchschnitt etwa 2.250 Euro im Monat.
Damit liegen die Gehälter über denen in Sachsen (2.050 Euro) oder
Sachsen-Anhalt (1.985 Euro), aber noch immer unter dem
gesamtdeutschen Durchschnitt (2.621 Euro). Der bpa Thüringen wendet
sich jetzt an die Kostenträger und hofft auf ein Signal für
konstruktive Verhandlungen.
Hintergrund: Arbeitsvertragsrichtlinien(AVR) sind ähnlich
umfangreich wie Tarifverträge, d.h. sie enthalten in der Regel einen
allgemeinen Teil sowie Anlagen oder eine Entgelttabelle und verstehen
sich als Mindestbedingungen. Arbeitsvertragsrichtlinien werden die
Tarifwerke bei den Einrichtungen der Caritas und der Diakonie
genannt. Beim Paritätischen Wohlfahrtsverband heißen sie
Arbeitsvertragsbedingungen.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa)
bildet mit mehr als 10.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen (davon über
220 in Thüringen) die größte Interessenvertretung privater Anbieter
sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der
ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der Behindertenhilfe und
der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind im bpa
organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen die Verantwortung für rund
305.000 Arbeitsplätze und circa 23.000 Ausbildungsplätze (siehe
www.youngpropflege.de oder auch www.facebook.com/Youngpropflege). Das
investierte Kapital liegt bei etwa 24,2 Milliarden Euro.
Pressekontakt:
Für Rückfragen: Thomas Engemann, bpa-Landesbeauftragter, Tel.:
0361/653 86 88, www.bpa.de
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