Vielfalt verbinden statt Bubbles bedienen – weder Einheitsbrei noch Exotismus

Vielfalt verbinden statt Bubbles bedienen – weder Einheitsbrei noch Exotismus
Vielfalts- und Integrationsforscher Stuber über Breitenwirkung (© Ungleich Besser, Photo: Anja Viering)
 

Beitrag 7 von 10 der Serie „Vielfalt eint Wirtschaft und Wohlstand“

Köln, 10. Juli 2025 – Seit Jahrzehnten wachsen sowohl sichtbare Vielfalt als auch innere Individualität in westlichen Gesellschaften. Das wird von den einen gefeiert, von den anderen bekämpft. Während Weltbilder aufeinanderprallen sind Politik, Gesellschaft und vor allem die Unternehmen auf Integration angewiesen: Zusammenhalt und Gemeinschaft sichern Frieden und Wohlstand. Nur wie?

Von wegen Diversity Impact – ‚die sind ja schon katholisch

Allerlei Angebote dienen angeblich der Information, dem Austausch, dem Erleben oder der Weiterentwicklung. Doch was eint Erlebnisevent, Thementrainings, coole Kampagnen und Festivitäten? Meist erreichen sie genau die Zielgruppen, die bereits interessiert sind; oder wie es in Köln heißt: ‚die sind schon katholisch . In der Bubble entsteht rasch Begeisterung – außerhalb ist die Wirkung nahe null.

Echokammern verhindern übergreifende Integration und diverse Gemeinschaft

Seit langem verstärkt sich eine Schieflage, die PolitikerInnen, AktivistInnen und Agenturen unterschätzen: Initiativen erzeugen Resonanz – aber keinen Impact. Statt Integration zu fördern, verfestigen viele Aktivitäten bestehende Positionen und verstärken Abgrenzung bis hin zu Polarisierung. Dazu trägt laut Vielfalts- und Integrationsforscher Michael Stuber der Fokus auf Follower bei: „Erfolg darf nicht an Applaus gemessen werden, auch wenn soziale Netze dies vorgaukeln.“

Viel Aufwand + etwas Engagement = bunte Bilder, wenig Wirkung

Der enge Blick auf Claqueure prägt Wahlwerbung und so manche Unternehmensstrategie. Stuber warnt „Menschen brauchen Bestätigung; aber Wirtschaft und Gesellschaft brauchen eine Führung, die alle erreicht und mitnimmt.“ Tatsächlich entsteht positive Wirkung erst in der Breite: Wenn Teams sich ergänzen. Wenn Produkte Zielgruppen erreichen. Und wenn Organisationen nicht nur Werte ausrufen, sondern sie im Alltag erlebbar machen.

Das große Miteinander: Auftrag an Haltung und Handeln

Der Weg dahin erfordert nicht mehr Aufwand – sondern mehr Reflexion. Wer Projekte oder Aktionen plant, muss sich fragen: Für wen ist das gedacht? Wer fühlt sich angesprochen? Wer wird sich ausgeschlossen fühlen – und warum? Es braucht Konzepte, die alle mitnehmen, statt einzelne Gruppen besonders zu bedienen. Laut Stuber gelingt dies nur, wenn „der jeweilige Kontext sauber berücksichtigt wird.“

Die 3 Top Kriterien für Relevanz: Kontext. Kontext. Kontext.

Tatsächlich zeigen neue Analysen, dass erfolgreiche Initiativen an den jeweiligen Kontext (Branche, Region und vor allem spezifische Unternehmenskultur) angepasst sein müssen. Anders als bei Infrastruktur oder Workflow kommen für namhafte Unternehmen niemals Standardlösungen oder Best Practices anderer Firmen in Frage, wenn es um ihre Marke oder Identität geht. „Unternehmenskultur ist der letztverbliebene Differenzierungsfaktor und damit auch die Haltung zu vielfältigen Märkten“, so Stuber.

Lesetipp: Die Micro Website https://de.michael-stuber.biz beschreibt kurz und bündig, wie Kultur und Führung als Hebel für Zukunftsfähigkeit gestaltet werden können.

_Info – Box: 10 Fragen zum Diversity Impact & Integrationswirkung _

* Wer fühlt sich direkt angesprochen – und wer lässt die Botschaft kalt?
* Wer ist regelmäßig dabei – und wer nie? Was sind die Gründe?
* Spricht die Sprache alle an – oder z. B. nur AkademikerInnen oder nur AktivistInnen?
* Wird Vielfalt als gemeinsamer Vorteil dargestellt – oder als Anliegen einzelner Gruppen?
* Bieten Formate Raum für kritische Perspektiven – oder nur für Zustimmung?
* Stehen Gemeinsamkeiten und Ziele im Mittelpunkt – oder Interests/Needs/Ansprüche?
* Wird individuelle Entwicklung gefördert – oder wird bestimmtes Verhalten gefordert?
* Werden verschieden Hintergründe/Herkünfte aktiv eingeladen?
* Sind Neue willkommen – auch ohne Vorwissen oder klare Positionierung?
* Fördert das Format Dialog, Erkenntnis und Entwicklung – oder geht es um Sendung?_ _