8. 10. 2014 – Umweltverbände sehen nach Vorstellung
der Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur (BWI3) durch 
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt weiterhin Defizite 
beim Waldnaturschutz. Laut Bericht der Bundesregierung ist der 
Bestand der Buchenwälder anteilig weiter gewachsen. Zudem sind  die 
Wälder im Vergleich zur Bundeswaldinventur von 2002 (BWI2) 
geringfügig älter geworden und verfügen über leicht gestiegene 
Holzvorräte. „Diese Ergebnisse sind begrüßenswert, dürfen aber nicht 
darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland immer noch weit davon 
entfernt ist, eine internationale Vorbildrolle bei der ökologischen 
Waldnutzung und dem Waldnaturschutz einzunehmen“, so BUND, Forum für 
Umwelt und Entwicklung, Greenpeace und NABU. Die Umweltverbände 
bedauern, dass die  Ergebnisse zur BWI3 nicht umfassend 
veröffentlicht wurden, und werden sich, sobald diese vorliegen, nach 
dieser ersten, vorläufigen Bewertung ausführlich damit befassen.
   „Die Zunahme der Buchenwaldfläche sagt nichts darüber aus, wie die
Forstwirtschaft mit den seltenen, alten Buchenwäldern in Deutschland 
umgeht“, sagt Greenpeace Geschäftsführerin Brigitte Behrens. „Fakt 
ist, dass hierzulande zu wenige Buchenwälder streng geschützt sind, 
obwohl Deutschland für deren Schutz die weltweit größte Verantwortung
hat.“
   „Der Holzvorrat in unseren Wäldern liegt derzeit immer noch bei 
weniger als der Hälfte der Holzvorräte, die es in Urwäldern oder über
lange Zeit ungenutzten Wäldern gibt“, sagt Hubert Weiger, 
Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). 
„Mehr Holz im Wald bindet auch mehr klimaschädliches Kohlendioxid und
ist Voraussetzung für eine größere Artenvielfalt.  Unsere Wälder 
müssen insgesamt deutlich älter werden, dies muss die Waldnutzung 
berücksichtigen“, sagte Weiger. Die Naturschutzverbände kritisieren 
in dem Zusammenhang, dass die Auswertungen Bäume  von über 160 Jahren
pauschal zusammenfassen, was nicht einmal die Hälfte der Lebensspanne
der Baumart Buche ausmacht. Damit sind keine differenzierten Aussagen
zu den alten Wäldern möglich. Die Naturschutzverbände kritisieren 
zudem, dass die misslungene Bewertung der Naturnähe aus der 
vorhergehenden BWI übernommen wurde.
   Zu wenig Waldschutz – erst 1,9 Prozent der deutschen Wälder streng
geschützt
   Derzeit werden nur 1,9 Prozent der deutschen Wälder dauerhaft 
forstwirtschaftlich nicht mehr genutzt und sind entsprechend 
rechtlich geschützt. Auf diesen Flächen können sich Waldstrukturen 
entwickeln, die vor allem auf Grund der vielen alten und dicken Bäume
entstehen. Diese sind für den Erhalt der biologischen Vielfalt 
unverzichtbar. Nach Beschluss der Bundesregierung, der Nationalen 
Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) von 2007, sollen bis zum 
Jahr 2020 fünf Prozent der deutschen Wälder dauerhaft ohne 
forstwirtschaftliche Nutzung sein.
   „Momentan gibt es von Seiten der meisten Bundesländer und der 
Bundesregierung nur halbherzige Schritte, um dieses Ziel zu 
erreichen“, kritisiert NABU-Präsident Olaf Tschimpke. 
„Bundesregierung und Bundesländer als größte öffentliche Waldbesitzer
müssen umgehend Maßnahmen beschließen, um neue Waldschutzgebiete 
einzurichten.“ Besonders  zusammenhängende Wälder über 100 Hektar 
sollten dabei berücksichtigt werden.
   „Es gibt keinen Holzmangel, aber die derzeitige Holzverwendung ist
ökologisch und gesellschaftlich untragbar. Gut die Hälfte der 
verwendeten Holzmenge wird ohne vorherige anderweitige Nutzung 
verbrannt. Aus der anderen Hälfte werden zu großen Teilen kurzlebige 
– und Verpackungsprodukte erzeugt“, so Jürgen Maier vom Forum Umwelt 
und Entwicklung. Wenn durch Holzprodukte energieintensive Rohstoffe 
ersetzt werden sollen, muss die Holzindustrie verstärkt Lösungen für 
die Verwendung von Laubholz in langlebigen Produkten anbieten können.
Nur dann machen Holzprodukte wirklich Sinn.
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