Allg. Zeitung Mainz: Grenzen / Kommentar zu Obama

Es sind markige Worte, die Obama da verwendet. Er
spricht von islamistischen Terrormilizen – zu Recht – als einem
"Krebsgeschwür", das keinen Platz im 21. Jahrhundert habe. Auch Bushs
Wort von der "Achse des Bösen" erlebt eine Wiederauferstehung, eine
Fusion aus Ronald Reagan – die Sowjetunion als "Reich des Bösen" –
und Winston Churchill – Deutschland, Italien und Japan als
Achsenmächte des Zweiten Weltkriegs. Die Worte spiegeln Wut und
En

Allg. Zeitung Mainz: Scheinheilig / Kommentar zur Rüstungsindustrie

Die Diskussion um die Zukunft der deutschen
Rüstungsindustrie ist eine scheinheilige. Dafür sorgen so gut wie
alle Beteiligten. Die Branche und ihre Lobbyisten überzeichnen die
gesamtwirtschaftliche Bedeutung. Das Geschäft mit Panzern, Booten und
Gewehren ist kein kleines, aber Deutschland wäre nicht schlagartig
existenziell getroffen, würde es stärker beschränkt als bisher. Die
Rüstungsgegner machen es sich aber ebenfalls zu einfach. So hart die

Allg. Zeitung Mainz: Ordnungsmacht / Kommentar zu Unruhen in den USA

Der "Civil Rights Act" hat die Rassentrennung in den
USA aufgehoben. 1964. So weit das Juristische. Die Realität ist, 50
Jahre später, auf den Straßen von Ferguson in Missouri zu
besichtigen. Dort hat ein weißer Polizist den 18-jährigen Schwarzen
Michael Brown erschossen, obwohl der nach allem, was bekannt ist,
unbewaffnet war. Daraufhin kam es zu Unruhen, und deshalb ruft der
Gouverneur nun nach der Nationalgarde. Es tut Not, in dieser Lage
Ursache und

Allg. Zeitung Mainz: Ausgeliefert / Kommentar zu Julian Assange

Man hatte ihn fast schon aus dem Gedächtnis
verloren. Aber jetzt, nach nur wenigen kryptischen Sätzen, wird er
wieder weltweit zum Thema: Julian Assange, die zum Untoten gewordene
ehemalige Galionsfigur von Wikileaks. Warum? Gegen Assange liegt ein
Haftbefehl vor. Aber nicht nur deshalb ist er umstrittener als etwa
ein Edward Snowden. Auch seine monomanische Persönlichkeit hat
verhindert, dass er sich während seines mittlerweile zweijährigen
Zwangsaufenthaltes in

Allg. Zeitung Mainz: Ganze Arbeit / zu NSU-Untersuchungsausschuss

Eine Redewendung sagt, parlamentarische
Untersuchungsausschüsse seien ein stumpfes Schwert. Doch die
Untersuchungen zum "Nationalsozialistischen Untergrund" – kurz NSU –
haben gezeigt, dass dies nicht stimmt. So hatte bereits der Bundestag
im vergangenen Jahr seine Arbeit abgeschlossen, exzellente Arbeit,
wie es heißt. Bei der NSU-Mordserie, so das Ergebnis, habe es sich um
"historisch beispielloses Behördenversagen gehandelt". Ein Weckruf
für die Po

Allg. Zeitung Mainz: Zweierlei Maß? / Kommentar zur Bespitzelung von „Freunden“

Jetzt holt Deutschland die Bespitzelungs-Debatte
ein. Aus der Überwachung des Nato-Partners Türkei durch den
Bundesnachrichtendienst lässt sich allerdings kein Skandalon
stricken. Es gehört seit jeher zu den Aufgaben der
Auslandsaufklärung, nicht nur Feinde auszuspähen, sondern auch zu
überprüfen, ob sich Freunde und Partner tatsächlich wie Freunde und
Partner verhalten. Es gibt gute Gründe dafür, warum Deutschland auch
nach diesen En

Allg. Zeitung Mainz: Schwer auszuhalten / Kommentar zum Fall Mollath

Der Fall Mollath ist schockierend. Ein faustdicker
Skandal, den die Justiz da am Hals hat: Ein Bürger hat mehr als
sieben Jahre zu Unrecht in der Psychiatrie gesessen, heißt es im
Urteil des Landgerichts Regensburg. Eine schallende Ohrfeige für
alle, die daran mitwirkten, dass es so weit kam, in Sonderheit
Richter und Gutachter. Mollath bekommt dafür Geld als Entschädigung,
etwas anderes ist nicht möglich, aber wie sollte Geld sieben Jahre
Psychiatrie wieder

Allg. Zeitung Mainz: Verzweifelter Kampf / Kommentar zu Ebola

Es ist der Griff nach einem Strohhalm in meterhohen
Wellen. Aber es ist die derzeit einzige Hoffnung, also alternativlos.
Der Einsatz noch nicht zugelassener Wirkstoffe gegen Ebola zeigt in
erschreckender Weise einmal mehr die relative Hilflosigkeit gegenüber
vielen Krankheiten und lässt zugleich erahnen, dass die Zukunft noch
viel Schlimmes bringen könnte; dann nämlich, wenn Krankheitserreger
mutieren und resistent gegen Abwehrstoffe werden. Alternativlos ist
auch, dass

Allgemeine Zeitung Mainz: Zwischentief / Kommentar zu Boehringer Ingelheim

Das steckt kein Pharmaunternehmen einfach so weg:
Boehringer Ingelheim musste weit über hundert Millionen Euro
investieren, um die von der US-Gesundheitsbehörde FDA festgestellten
Produktionsmängel zu beseitigen, im US-Markt wird der
Pharma-Hersteller zu Preisnachlässen gezwungen, und dann hat
Boehringer auch noch rund eine Milliarde Euro durch die Rücknahme des
geplanten Blockbusters gegen Hepatitis C verloren. Auch wenn sich das
Unternehmen noch ziert, Klartext zu