Wenn Algorithmen urteilen – wo bleibt die Ethik?

Wenn Algorithmen urteilen – wo bleibt die Ethik?
Sind wir dabei, Künstlicher Intelligenz mehr zu vertrauen als uns selbst? (Bildquelle: iStock / gorodenkoff)
 

Die stetige Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz verspricht Effizienz und Fortschritt. Doch es mehren sich kritische Stimmen, die auch vor Gefahren und Risiken warnen. Wenn Maschinen zunehmend über Kredite, Diagnosen oder Überwachung entscheiden, sind grundlegende ethische Fragen dringend zu klären.

Künstliche Intelligenz eröffnet weitreichende Möglichkeiten, stellt die Gesellschaft aber auch vor große ethische, soziale und sicherheitspolitische Herausforderungen. Der Umgang mit intransparenten Algorithmen, die potenziell diskriminierende Entscheidungen treffen können, wirft Fragen der Fairness, des Datenschutzes und der Haftung auf. Darüber hinaus gefährden Deepfakes und automatisierte Inhalte die Glaubwürdigkeit demokratischer Institutionen. Die ungleiche Verteilung von Daten und technologischem Wissen droht wirtschaftliche Ungleichheiten zu verschärfen, ein mögliches KI-Wettrüsten stellt ein globales sicherheitspolitisches Risiko dar. Um diesen Risiken wirksam zu begegnen, bedarf es klarer, internationaler Regulierungen und eine ethisch reflektierte Gestaltung der technologischen Zukunft.

Die Neurowissenschaftlerin, KI- und Zukunftsmanagerin Mag.a Monika Herbstrith-Lappe beschäftigt sich aus wissenschaftlicher Sicht mit der Frage, ob durch KI Menschlichkeit und Ethik auf der Strecke bleiben. Zwar versteht sie die Bedenken, die mit dieser rasanten Entwicklung verbunden sind, dennoch ist Ihre Antwort darauf ein klares Nein: „Gerade in Zeiten von New Work sind menschliche Fähigkeiten wie Kreativität, Kommunikationsfähigkeit und kritisches Denken als Future Skills mehr denn je gefragt. Ebenso erfordern die immer weiter fortschreitende Digitalisierung und auch die Künstliche Intelligenz eine neue Ethik und eine Diskussion über unsere Werte. Durch KI wird die Arbeitswelt immer komplexer, die Ergebnisse von Algorithmen für das Gehirn immer schwerer nachvollziehbar. Natürlich stellen sich damit neue und herausfordernde Fragen. Gleichzeitig nehmen uns KI und Digitalisierung immer mehr standardisierte und damit eher langweilige Arbeiten ab.“ Diese komplexe Thematik ist auch Gegenstand ihres wegweisenden Vortrags „Mehr digital für mehr menschlich – New Work in Zeiten von KI“. Die Keynote Speakerin erläutert darin die Wechselwirkung und das daraus resultierende Potenzial für Menschlichkeit und Werte im Zusammenspiel von Digitalisierung, KI und New Work. Dabei geht sie auch Fragen der Ethik ein, die in diesem Zusammenhang sehr wesentlich sind und die Grundlage für die Future Skills bilden werden.

„Nach meiner Überzeugung bedeutet New Work daher auch neue Freiräume für zwischenmenschliche Beziehungen. Bisher wenig beachtete Kompetenzen werden zu Future Skills, die es jetzt zu stärken gilt“, so die Wissenschaftlerin, die sich als junge Physikerin mit der Ethik der Naturwissenschaften rund um das Thema Atombombe beschäftigt hat. Aus diesem Grund setzt die Rednerin sich für den Digitalen Humanismus, d.h. Menschlichkeit in Zeiten der KI ein. Ihrer Auffassung nach trifft Künstliche Intelligenz Entscheidungen für die Mehrheit, weniger für Minderheiten. Daher liegt es nun an uns, diese Entscheidungen der KI aus einer Perspektive der Menschlichkeit und Ethik zu hinterfragen und zu bewerten. Nur so können wir Diskriminierung verhindern und weiterhin werteorientiert handeln. „Wer erfolgreich mit Künstlicher Intelligenz arbeiten will, muss sich abseits der bekannten Denkpfade bewegen – Umwege, Irrwege und gedankliche Sackgassen eingeschlossen“, betont Mag.a Monika Herbstrith-Lappe.