Ein Doppelgipfel kreißte – und gebar reihenweise
Mäuschen. Das war angesichts der unterschiedlichen Ausgangslagen beim
Treffen von G8 und G20 auch nicht anders zu erwarten. Vorbei die
Zeit, da die Finanz- und Wirtschaftskrise die internationale Politik
noch zu raschem, gemeinsamen Handeln zwang. Jetzt, wo die Konjunktur
wieder anzieht, rücken nationale Interessen wieder in den
Vordergrund.
Die diplomatische Formelsprache und die freundlichen Worte, die
vor allem Merkel
Um was geht es eigentlich, wenn am Mittwoch die
Bundesversammlung zusammentritt? Um den künftigen Bundespräsidenten,
klar. Und sonst? Um das politische Schicksal der Kanzlerin, den
Fortbestand der Bundesregierung, womöglich um baldige Neuwahlen.
Darf’s noch mehr sein? Das Votum ist überfrachtet mit partei- und
machtpolitischem Kalkül; die eigentliche Wahl des Staatsoberhaupts
rückt angesichts dieser Gemengelage beinahe in den Hintergrund.
Mag auch vieles in unserer schnelllebigen Zeit
vergänglich sein. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bleibt eine
feste Konstante. Wie bei jeder Weltmeisterschaft seit 1954 steht die
DFB-Auswahl nach dem furiosen 4:1 gegen England unter den besten acht
Teams. Und noch ist das Turnier für Joachim Löw und seine Mannschaft
ja nicht zu Ende . . . Eine solche Konstanz in der Spitze ist mehr
als beachtenswert – und keineswegs selbstverständlich. Eine
automatische Anwa
Was in der gewohnten Parteien-Demokratie gerade
passiert, macht vielen Menschen Angst. Sie fühlen sich bedroht und
hilflos, im Stich gelassen von der Politik. Deutschland ist in der
größten Wirtschafts- und Finanzkrise seit Jahrzehnten, die Armen
werden noch ärmer. CDU/CSU, FDP, SPD und Grüne glänzen in dieser Zeit
mit einem Postenschacher für das Amt des Bundespräsidenten und die
künftige Landesregierung in Nordrhein-Westfalen. Joachim Gauck
e
Ostthüringer Zeitung Gera zu Bundespräsident-Kandidat
Joachim Gauck:
Zu den guten Gepflogenheiten unter Demokraten gehört es, einander
ernst zu nehmen und anzuhören; seien die Meinungsverschiedenheiten in
der Sache auch noch so groß. Diese Selbstverpflichtung auf ein
Mindestmaß von politischem Anstand scheint in diesen Tagen außer
Kraft gesetzt. Wohin der Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten,
Joachim Gauck, auch kommt, um sich offizie
Deutschland gegen England: Es ist und bleibt der
Klassiker. Für immer. Fast verschenkt für ein Achtelfinale der
Fußball-Weltmeisterschaft. Allemal halbfinalwürdig. Die gestrige
Begegnung manifestiert die mystische Bedeutung dieser Knallpaarung
zweier großer Fußball-Nationen. Deutschland ist weiter, in der Runde
der letzten Acht, und hat den "Three Lions" die höchste WM-Niederlage
der Geschichte zugefügt. 4:1, ein wunderbarer Wahnsinn! Die
Was für ein Aufwand für so magere Ergebnisse. 19
000 Polizisten schützten eine Handvoll Politiker. Jede Sekunde, die
sich die Staats- und Regierungschefs in Kanada trafen, kostete 3000
Euro. Gesamtaufwand der "Gipfelitis": 970 Millionen Euro. Für diese
(Un-)Summe hätten im Kongo acht Millionen Mädchen fünf Jahre lang
eine Schule besuchen oder 50 Millionen Menschen in der Dritten Welt
Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten können. Es ist Ze
»Widersetzt euch dem Krieg gegen die Armen, lasst
die Reichen bezahlen« lautete eine Losung bei der Großdemonstration
gegen den G8- und den G20-Gipfel in Kanada. Doch aller Protest half
nichts: Die politisch Mächtigen dieser Welt verabschiedeten sich
selbst von den eigenen Millenniumszielen zur Armutsreduzierung.
 Die Randale am Rande der Demo ist dabei nicht geeignet, die
Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrieländer zum
Umdenken zu bew
George Orwell hat Recht gehabt. Seine düstere
Fiktion 1984 wird Stück für Stück Wahrheit. Zwar schreibt noch kein
Großer Bruder vor, was die Menschen zu tun, zu denken oder zu fühlen
haben. Aber es dauert nicht mehr lange, dann weiß er jederzeit, was
die Menschen tun, denken oder fühlen. Mag sein, dass es bis zur
Orwellschen Prophezeiung noch ein gutes Stück ist. Doch viele
Anzeichen sprechen dafür, dass der Weg dorthin jeden Tag kür
Außer Spesen wenig gewesen. Freundlich im
Ton haben die Gipfelteilnehmer erst der G8 und dann der G20 einander
eine Menge unvereinbare Positionen vorgetragen. Kritiker haben
errechnet, dass man mit dem Geld, das der Gipfel kostete, 50
Millionen Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser verschaffen könnte.
Oder sich 11 000 Porsche 911 kaufen lassen. Wobei dieser Aufwand
Randale nicht verhindern konnte. Sind solche Gipfel schlicht unnütz?
Nein, gerade als G20 nicht. Hier sind w