Es sind dramatische Stunden für Libyen. Die
entscheidende Frage wird sein, ob neben den aus aller Welt
zusammengekauften Söldnern auch das einheimische Militär und die
Polizei weiterhin bereit sind, auf die eigenen Landsleute zu
schießen. Das Gefährliche an Gaddafi ist, dass er seine Herrschaft
als revolutionäre Mission begreift, die er nun in Gefahr sieht. Er
werde lieber als Märtyrer sterben, als sein Ziel aufzugeben – das
klingt nach wilder Entschloss
Wer noch die heimliche Hoffnung gehabt hatte,
die Revolte in Libyen möge einen einigermaßen glimpflichen Verlauf
nehmen wie zuvor die Volksaufstände in Tunesien und Ägypten, muss
diese spätestens jetzt begraben. Libyens Diktator Gaddafi hat
ziemlich ungeschminkt angekündigt, dass er unbotmäßige Landsleute wie
Ratten auszumerzen gedenkt. Und damit hat er ja auch schon
angefangen. Der Herrscher von eigenen Gnaden lässt mit automatischen
Waffen a
Kommentar Flensburger Tageblatt zur Situation in
Libyen
Es braucht keine hellseherischen Fähigkeiten um vorauszusagen, wie
das libysche Inferno enden wird: in einem Massaker. Und wenn das Volk
etwas Glück hat, dann verliert der Diktator die Nerven und flieht.
Aber selbst dann wird das Regime weiter kämpfen und weiter töten. In
Libyen geht es für das Regime anders als in Ägypten um alles oder
nichts. Vereinzelte Piloten mögen fliehen, die Armeeführu
Die Rhein-Neckar-Zeitung kommentiert zu Libyen:
"Tripolis ist nicht Kairo und auch nicht Algier. Dort hat alles mit
sozialen Protesten gegen wirtschaftliche Ausweglosigkeit begonnen.
Derweil schwingt in Bahrain auch eine religiöse Komponente mit,
angeheizt von den rivalisierenden Regionalmächten Saudi-Arabien und
Iran. Aber wie sich bei allen Differenzen die Grundmotive doch
gleichen: Ein Volk begehrt auf gegen ein verkrustetes Regime, das
seine Jahrzehnte alte Macht rigide
Was der Kollaps eines weiteren
Mittelmeerlandes für Europa bedeutet, ist – bei aller Sympathie für
die Freiheit suchenden Menschen – unschwer vorauszusehen: eine neue
Periode der Unsicherheit, die den Ölpreis steigen und die Zahl der
Flüchtlinge explodieren lässt. Und ernüchternd ist, wie wenig
beeinflussbar die Entwicklung von außen bleibt. Die USA wie auch
Europa erfahren gerade die Grenzen ihrer Möglichkeiten.
Jahrzehntelang schlug Libyens Diktator Muammar
al Gaddafi Ablehnung höchstens aus dem Ausland entgegen. Im eigenen
Land war Kritik verboten, und gelegentliches Murren konterte der
"Revolutionsführer" entweder mit geschickten Zugeständnissen oder mit
Gewalt. Aber das war nur selten nötig. Nach so langer Zeit an der
Macht muss er geglaubt haben, sein Regime sei immun gegen die
Revolten, die seit einigen Wochen die arabische Welt erschüttern. Ein
Trugschluss:
Es sieht ganz danach aus, als ob nach Tunesien und
Ägypten der nächste Volksaufstand mit dem Sturz des Regimes endet.
Der Gaddafi-Clan kämpft in Libyen mit brutaler Gewalt ums politische
Überleben. Doch das Volk hat seine Angst verloren. Angst, die die
Menschen viel zu lange gefangen hielt. Sie erkämpfen sich ihre
Freiheit zurück, ihren Stolz, ihre Würde. Das ist so wunderbar, dass
man alle Einwände beiseite fegen und mit ihnen feiern möchte. Do
Nun brennt auch in Gaddafis Volksstaat die Luft und
nicht nur diese. Der Revolutionsführer ist ähnlich seinen westlich
und östlich von ihm bereits gestürzten Amtskollegen über viele Jahre
ignorant und selbstherrlich über Bedürfnisse und Befindlichkeiten
seiner Bürger hinweggegangen. Es bedurfte nicht einmal eines inneren
Anlasses, die Beispiele der Nachbarn genügten, um lange aufgestauten
Frust ausbrechen zu lassen. Warum? US-amerikanische
Sch
Freude? Ja. Dankbarkeit? Nein. Der Iran wollte
an den Journalisten Marcus Hellwig und Jens Koch ein Exempel
statuieren. Stattdessen hat das Regime eine Exempel gegeben, wie groß
die Kluft zu demokratischen Ländern ist – und wie berechtigt der
wachsende Aufruhr in der eigenen Bevölkerung gegen Präsident Mahmud
Ahmadinedschad. Auch wenn im Iran weit größeres Unrecht geschieht:
Der Fall zeigt im Kleinen sehr deutlich die Mechanismen des
Unterdrückungssyste
Es ist eine blutige Lehre, die Gaddafi aus den
Revolutionen in Tunis und Kairo zieht. Mit purer Gewalt reagiert er
auf die Proteste im Wüstenstaat. In nur zwei Tagen wurden wohl nicht
weniger als 200 Menschen erschossen. Der ewige Berufsrevolutionär
Gaddafi glaubt noch immer, dass er am besten wisse, was gut für sein
Volk sei. Doch die Zeit hat nicht nur tiefe Furchen in das Gesicht
des 68-Jährigen gezogen, der oft eitel wie ein Pfau ist. Nur dank des
Ölreichtums k