Thüringische Landeszeitung: Kein Fortschritt erzielt / Kommentar von Anette Elsner zum Pflegezeit-Gesetz

Die Krämer sitzen vor dem Abakus und schieben die
Kugeln hin und her, um ein Problem zu lösen, dem mit Rechenspielen
nicht beizukommen ist: Angehörige pflegen und gleichzeitig aushäusig
berufstätig sein. Auch der neue Vorstoß – 24 Monate lang nur
15 Wochenstunden arbeiten oder sechs Monate komplett aussteigen
– trägt nicht dazu bei, schwer kranken Menschen ein Leben und Sterben
in Würde und Sicherheit zu Hause zu ermöglichen. Im Gegente

Thüringische Landeszeitung: Nicht unverletzbar – Putin ignoriert wirtschaftliche Probleme / Leitartikel von Matthias Benkenstein zur aktuellen Putin-Rede

Wer auf markige, kraftmeierische Worte steht, der
kam auch bei der neusten Rede zur Lage der Nation von Präsident
Wladimir Putin nicht zu kurz. Russland sei stolz und stark, lautete
der Tenor. Und so werde man sich nichts und niemandem beugen. Schon
Hitler sei an dem zähen russischen Volk gescheitert. "Müssen wir denn
erst daran erinnern, womit das endete?", fragte Putin.

Neu ist diese Tonlage nicht, und mit all seinen vollmundigen
Versprechen klang seine Rede u

Ostthüringer Zeitung: Volkhard Paczulla kommentiert: Keine Alternative

Mike Mohring hat ein bisschen zu hoch gepokert. Der
mächtige CDU-Landtagsfraktionschef, der sich anschickt, Christine
Lieberknecht nächste Woche im Parteivorsitz zu beerben, darf sich bei
der heutigen Wahl des neuen Ministerpräsidenten nicht in Szene
setzen. Wegen der "Alternative für Deutschland". Die oberste
Christdemokratin Angela Merkel sendet von Berlin aus ihren Bannstrahl
auf jeden, der Gedankenspiele mit der AfD wagt. Dabei ist es kein
Geheimnis: Die er

Ostthüringer Zeitung: Jörg Riebartsch kommentiert: Herz, Zunge und ohne Verstand

Thüringen sieht sich als Herz Deutschlands. Im Moment
trägt man das auf der Zunge, zumindest, wenn man in diesem Land etwas
mit Politik zu tun hat. Schöner wäre allerdings, der Verstand käme
alsbald mal wieder zur Geltung. Dringend. Häufig finden die
politischen Schlammschlachten vor Wahlen statt, in Thüringen danach.
Einem Gutachten zur Wahl des Ministerpräsidenten am morgigen Freitag
folgt ein Gegengutachten. Was manche als Scherz empfinden möge

Thüringische Landeszeitung: Bewegliche Maut / Kommentar von Axel Zacharias zur Maut

Wenn eines sicher ist, dann dies, dass die Maut uns
alle noch teuer zu stehen kommen wird. Die Frage ist nur, wann die
Abzocke beginnt. Denn wenn Politiker einmal eine Geldquelle
ausgemacht haben, dann sind sie nicht mehr zu stoppen –
Wahlversprechen hin, Wahlversprechen her.

Dass die Verkehrsinfrastruktur streckenweise beschämend ist,
sollte bekannt sein, auch wenn es bei uns im Osten nach den Jahren
des Aufbaus freundlicher ausschaut. Autofahren in Nordrhein-Westfalen
dagegen ist

Thüringische Landeszeitung: Eon will sich drücken – Staat muss auf Konzern-Altlasten achten / Leitartikel von Florian Girwert zu den Eon-Plänen

Dass ein Stromkonzern beim Klimaschutz schneller
agiert als die vor Jahren sehr klimaschutzorientierte
Bundesregierung, ist eine Überraschung, die man kaum glauben kann. Es
wird allerdings schnell klar, dass Eon diesen Schwenk nicht aus
reiner Menschenliebe vollzieht, sondern schlicht erkennt, wie
Energieerzeugung in Zukunft funktionieren wird, nämlich stärker
dezentral.

Das Kerngeschäft der vergangenen Jahrzehnte, also Kohle-, Atom-
und Gaskraft sowie der Abbau von

Ostthüringer Zeitung: Jörg Riebartsch kommentiert: M wie Maut oder Misstrauen

Warum nur hat man als Bundesbürger so häufig das
Gefühl, man werde von seinem Staat vor allem als abgabewillige,
depperte Milchkuh angesehen? Zum Beispiel bei der Maut. Was ist
bislang geschehen? Eine Rückblende dazu beginnt im Sommer 2013 in
Bayern. Hier ist Chef-Populist Horst Seehofer, Vorsitzender der auf
Bayern beschränkten CSU und Ministerpräsident, im Wahlkampf und sucht
Themen, mit denen er Wähler dazu bringen kann, CSU zu wählen: Maut
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Thüringische Landeszeitung: Bauseweins Risiko / Kommentar von Bernd Hilder zur Regierungsbildung in Thüringen

Die rot-rot-grünen Protagonisten konnten sich in
den vergangenen Tagen entspannt zurücklehnen: Die zerstrittene, von
Machtverlust bedrohte CDU demolierte sich selbst und machte es von
Tag zu Tag unwahrscheinlicher, dass Abweichler von Grünen oder SPD
doch noch ihrem anti-linken Gewissen freien Lauf lassen und einen
Unions-Kandidaten ihre Stimme geben könnten. Auch die
AfD-Abgeordneten waren plötzlich uneinig, ob CDU-Fraktionschef Mike
Mohring nun ein wählbare